MaerzMusik: Thinking Together

Workshops

Zehn Tage lang und an zehn Orten in Berlin, mit dem silent green als Festivalzentrum, rückt MaerzMusik – Festival für Zeitfragen 2022 der Berliner Festspiele (18. bis 27. März) die sichtbaren und unsichtbaren Beziehungen in den Fokus, die alles zusammenhalten, in der Musik und darüber hinaus. Wie kann Relationalität neu gedacht, konfiguriert und künstlerisch experimentell umgesetzt werden?

„Es ist von Bedeutung, mit welchen Anliegen wir andere Anliegen denken; es ist von Bedeutung, welche Geschichten wir erzählen, um andere Geschichten zu erzählen; es ist von Bedeutung, welche Knoten Knoten knüpfen, welche Gedanken Gedanken denken, welche Beschreibungen Beschreibungen beschreiben, welche Verbindungen Verbindungen verbinden. Es ist von Bedeutung, welche Geschichten Welten machen, welche Welten Geschichten machen.“ (Donna Haraway)

Thinking Together ist das Diskursformat von MaerzMusik – Festival für Zeitfragen. Es widmet sich der Materialität des Denkens – den Körpern, Geistern und Sinnen, die diesen Raum teilen – und bietet Zeit, um sich mit Geschichten und durch Fragen zu verbinden, die im Mittelpunkt des Festivals stehen.

Thinking Together besteht aus Vorträgen, Workshops, öffentlichen Gesprächen, Lesegruppen und experimentellen Settings und lädt Künstler*innen, Teilnehmer*innen, Gäste und Gastgeber*innen ein, aktuelle zeitbezogene Themen durch die Linse des Klangs zu reflektieren und vice versa.

Workshop-Programm:

Sonntag, 20. März, 10 – 13 Uhr

Thinking Together 1
Solo – Erfahrungen einer Pandemie
Mit Musiker*innen des Klangforum Wien, moderiert von Marcus Gammel
Ort: Atelier 1
In deutscher Sprache


Sonntag, 20. – 22. März, 10 ­­– 13 Uhr

Thinking Together
Under the Rustle of Trees, We Listened to the Hum of Machines
Mit Abhijan Toto und Dennis Dizon für das Forest Curriculum
Ort: Atelier 2
In englischer Sprache

Die Relationality Work Group im Rahmen von Thinking Together bietet Zeit und Raum, um sich mit Relationalität selbst auseinanderzusetzen, ihrer politischen Signifikanz, ihren verschiedenen Formen, Konzeptualisierungen, Genealogien und Praktiken.

Under The Rustle of Trees, We Listened To The Hum of Machines ist ein Workshop, der von Abhijan Toto und Dennis Dizon für das Forest Curriculum entwickelt wurde und auf ihrem laufenden Forschungsprojekt The Forest Curriculum's Weather Stress Index basiert. Der Workshop findet in Form von Listening-Sessions, Lesungen und Diskussionsgruppen, körperlichen Praktiken und Karaoke-Interventionen statt, die sowohl interspezifische Beziehungen als auch politische und ästhetische Register untersuchen. Das traditionelle Workshop-Modell erweiternd, sind die Sitzungen als Orte der kollektiven Forschung konzipiert, um Ideen von „Registrierung“ und „Indexikalität“ zu entschlüsseln und sich von dort aus einer alternativen Konzeption von Sensibilität zuzuwenden.


20. – 25. März, 14:30 – 17:30 Uhr

Thinking Together 3
Mycelial Work Group
Mit Daniela Bershan, Aubrey Birch, Nahla Koch, Red Vaughan Tremmel
Ort: Atelier 2
In englischer Sprache

Wie können wir einen erotischen epistomologischen Ansatz im Sinne Audre Lordes nutzen, um von und mit Mycel-Netzwerken und ihren Fruchtkörpern zu lernen? Wie können wir uns dieser Welt mit der Orientierung eines Amateurs, Organismus, Gastes, Gourmets, Heilers oder furchtlosen Liebhabers zuwenden? Was geschieht, wenn wir mit der Intelligenz des Myzels zusammenarbeiten, anstatt es zu "bearbeiten"? Was passiert, wenn wir unser Arbeitstempo und unsere Projektionen und Erwartungen dem Myzel anpassen? Welche Art von Machtdynamik wird durch die Schaffung von sterilen oder pasteurisierten Umgebungen offenbart und reproduziert? Was würde es bedeuten, generell nährstoffreiche Lebensbedingungen zu schaffen?

An sechs Nachmittagen wollen die Gastgeber*innen der Mycelial Work Group sich nicht nur dem Thema dieser Netzwerke anvertrauen, sondern auch mit Methoden der Annäherung, Berührung und Beziehung zu unserem Thema experimentieren. Neben dem Austausch von niederschwelligem praktischem Wissen über den Anbau, die Kultivierung und die Verarbeitung von Pilzen werden wir durch spekulative Intelligenzen und radikalen Cross-Praktiken mäandern. Mit praxisorientierten Händen und offenen Herzen werden wir uns zwischen Labor und Küchentisch, Text und Geschmack, Lachen und Studium bewegen um beispielsweise darüber nachzudenken, was uns die Allgegenwart und Intelligenz von Myzel-Netzwerken über die Neugestaltung von Beziehungen der Macht und des Miteinanders lehren könnte.

Ohne eine Plattform für Autorität zu sein, will diese Arbeitsgruppe erotische Möglichkeiten schaffen, um Wissen gemeinsam in einem intimen Raum begegnen zu können und es in komplexe, von einander abhängige und experimentelle Wege des gemeinsamen Lernens zu bringen.

Die Mycelial Work Group orientiert sich an dem seit acht Jahren bestehenden Experiment von ELSEWHERE & OTHERWISE, einer fluiden Gruppierung von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, die jedes Jahr für zehn Tage zusammenleben und sich mit zeitgenössischen Dringlichkeiten durch feministische, queere und dekoloniale Analysen und Praktiken beschäftigen. Wir praktizieren eine radikale Offenheit für eine Vielfalt von Methoden und Intelligenzen zur Sinnfindung und mischen immer wieder kollektiv verschiedene Ontologien und Epistemologien durch Workshops, Rituale, Lesegruppen, Invokationen, Kartenerstellung, künstlerische Praktiken, Kochen und Putzen, kritische Untersuchungen, reproduktive Arbeit, Sex, Magie und radikale Formen des Zusammenseins.


Montag, 21. März, 13 – 16 Uhr

Thinking Together 6
Listening East 1
Mit Martyna Poznańska, Agnieszka Bulacik, Paulina Miu und Matthias Schönijahn
Ort: Atelier 1
In englischer Sprache

Unter dem Titel Listening East lädt die interdisziplinäre Künstlerin Martyna Poznańska gemeinsam mit Agnieszka Bulacik, Paulina Miu und Matthias Schönijahn zu zwei gleichnamigen Veranstaltungen ein, die sich dem gemeinsamen Denken, Sein und Werden verschreiben und östliche Imaginationen durch Zuhören, körperliche Praktiken sowie durch das Geschichtenerzählen erkunden.

Listening East wird zu einem Raum, in dem östliche Grenzen für einen Moment aufgehoben, in Frage gestellt und durch Beziehungspraktiken neu überdacht werden können. Dabei rückt die unsichtbare Kluft zwischen West- und Osteuropa in den Mittelpunkt, die bis heute Gemeinschaften auf dem gesamten europäischen Kontinent voneinander trennt. Die poetisch ausgerichteten Sitzungen spiegeln subjektive Wahrnehmungen von Orten wider, die die Teilnehmer*innen besucht haben, mit dem Ziel mitzudenken, mitzusingen, mitzuhören und mit dem Osten zu sein.

Der Titel basiert auf Poznańskas Veröffentlichung einer Reihe von Field Recordings, die die Künstlerin erstellt hat, um die Wahrnehmung und den Wandel Osteuropas zu erforschen, wie ihn Generationen nach dem Kalten Krieg erlebt haben. Poznańska wuchs in Białystok, Polen, in der Nähe der weißrussischen Grenze auf, fühlte sich aber in jungen Jahren während ihrer Erziehung immer wieder dazu angetrieben, in den Westen zu gehen. Ein Raum der Verheißung. Ein Raum der Zukunft und der Stabilität.

Das Ergebnis dieser Neugier ist Poznańskas Album Listening East, das im Laufe von sechs Monaten in Polen, der Ukraine, Weißrussland und Litauen aufgenommen wurde: es umfasst eine Reihe von Field Recordings, die von geselligen Bargesprächen über gescheiterte Telefongespräche bis hin zu hallenden Kirchenglocken reichen. Ziel des Projekts war es, diese Klangbereiche zu „domestizieren“, indem die Vielfalt und Einzigartigkeit dieser akustischen Welten herausgestellt wird. Diese Arbeit lauscht in Klänge und Gefühle wie Fremdheit, Unattraktivität, Abgeschiedenheit, Gefahr und Misstrauen hinein – Gefühle, die die Nachkriegsgenerationen oftmals mit diesen östlichen Realitäten verbinden.


Dienstag, 22. März, 13 – 16 Uhr

Thinking Together 7
String Thinking 
mit Liza Lim
Ort: Atelier 1
In englischer Sprache

String Thinking ist ein Hands-on-Workshop, der die Lebendigkeit der Schnur als ‚Begleitwesen‘ erforscht, das uns hilft, die Welt zu verstehen, indem wir sie ‚denken‘ oder gar ‚erfinden‘. Der Workshop basiert auf Ideen aus Donna Haraways Staying with the Trouble und Tim Ingolds The Life of Lines, erfordert jedoch keine theoretischen Vorkenntnisse. Als Teil des Workshops führt Liza Lim in ihre Praxis ein und erklärt, wie sich diese Ideen ebenso auf ihre eigene Arbeit als Komponistin beziehen. Diese Sitzung kann von allen Interessierten besucht werden, im Mittelpunkt des Workshops stehen die Themen Ökologie, das Geschichtenerzählen und Medien-Industrie.


Mittwoch, 23. März, 13 – 16 Uhr

Thinking Together 8
Thinking Together mit François Bonnet
Ort: Atelier 1
In englischer Sprache
 

23. – 25. März, 10 – 13 Uhr

Thinking Together
Relationality Work Group
Mit Rolando Vázquez & Abhijan Toto
Ort: Atelier 2
In englischer Sprache

Die Relationality Work Group im Rahmen von Thinking Together bietet Zeit und Raum, um sich mit Relationalität selbst auseinanderzusetzen, ihrer politischen Signifikanz, ihren verschiedenen Formen, Konzeptualisierungen, Genealogien und Praktiken.

Wir leben unter Bedingungen der Negierung der Zukunft, des Verlusts der Erde (Erdlosigkeit) und des Verlusts der Welten (Weltlosigkeit). Die Bedingung des Getrenntseins, die die Grundlage des Individuums, die Grundlage des Personseins ist, muss überwunden werden. Relationalität verweist auf eine epistemische und ästhetische Wende, eine grundlegende Veränderung in der Art und Weise, wie wir die Erde und Andere wahrnehmen und mit ihnen zusammenleben: Relationalität signalisiert einen Übergang vom Menschsein zum Zustand des Seins, zum irdischen Dasein, zum ‚Erd- und Gemeinschaftssein‘.

Diese Workshop-Reihe beschäftigt sich mit der Pädagogik der Positionalität, der Relationalität und des Übergangs, um diesen Wandel von einer vornehmlich als Individuum agierenden Person und der Vorherrschaft des Kundgebens hin zu Praktiken des Empfangens und Zuhörens, des Erinnerns und Aufnehmens, zu Formen der Erdung und des Gemeinsamen zu erkunden.


Donnerstag, 24. März, 13 – 16 Uhr

Thinking Together 9
Thinking Together mit Georges Aperghis & Sofia Jernberg
Ort: Atelier 1
In englischer Sprache


Freitag, 25. März, 13 – 16 Uhr

Thinking Together 10
Listening East 2
Mit Martyna Poznańska und anderen
Ort: Atelier 1
In englischer Sprache
 

Sonntag, 20. März – Samstag, 26. März
Atelier
tägl. 10 Uhr – 18 Uhr
Eintritt frei