Alex Schweder / Mieko Suzuki: THE BREATH BEFORE

Installation

Mit The Breath Before präsentieren Performance-Architekt Alex Schweder aus New York und die japanische Klangkünstlerin Mieko Suzuki das Ergebnis ihrer ersten Zusammenarbeit: ein raumgreifendes Instrument, das mit der Balance diverser Elemente und Sinneswahrnehmungen spielt und vom Publikum in einer immersiven, ortsspezifischen Erfahrung wie ein eigenständiger Performer erlebt werden kann.

Grundlage des Werks sind die Elemente Luft, Licht, Klang und Raum. The Breath Before besteht aus drei bis zu sieben Meter hohen aufblasbaren Säulen, bestückt mit Scheinwerfern und einem Richtlautsprecher, sowie aus einem Subwoofer-System. Alles ist in ständiger Bewegung: Die Säulen wechseln konstant ihre Form, indem sie von Ventilatoren aufgeblasen werden oder durch entweichende Luft wieder in sich zusammensacken. Zwischen Raum, Klang und dem umgebenden Ambiente etabliert sich ein mehrdimensionaler Feedbackprozess. The Breath Before reflektiert damit die Beziehungen eines Austauschs, in dem jedes Element immer auch die anderen bedingt, und fängt Zustände prekären Gleichgewichts ein.

Schweder arbeitet seit Jahren mit Inflatables: dynamischen Objekten zwischen Architektur und Skulptur, die er im Sinne von Organismen entwirft. Sie wirken belebt, sogar atmend, sind eingebunden in einen Kreislauf von Anschwellen und Abebben, Werden und Vergehen. Suzuki betont diesen Aspekt und verstärkt die Wandlungsprozesse der Inflatables im wörtlichen Sinn. Die Ventilatoren, mit welchen die Säulen von The Breath Before aufgeblasen werden, moduliert sie live mit Hilfe von Kontaktmikrofonen und Effekten wie Frequenzauslöschung. Der so entstehende Drone wird ergänzt durch das Rascheln und Knistern, das die Hüllen der Säulen bei jeder Bewegung verursachen und das durch die Schallbrechung durch den Raum wandert. Das Publikum ist dabei eingebunden in die sich ständig verschiebenden Verhältnisse und kann The Breath Before von verschiedenen Standpunkten aus als unmittelbare physische Erfahrung erleben.

Die Arbeit entstand im Jahr 2020 für das Avantgardefestival A L'ARME! und wurde speziell für die Kuppelhalle im Silent Green konzipiert, den Gedenkort eines einstigen Krematoriums im Norden Berlins. Mit seinem achteckigen Grundriss, zwei umlaufenden Galerien, zahlreichen Nischen an den Wänden und vor allem dem 17 Meter hohen Gewölbe vermittelt die Kuppelhalle nach wie vor die Aura eines Übergangsortes.

In diesem besonderen Ambiente wird eine banale maschinelle Verrichtung – das Aufwirbeln von Luft – durch die gemeinsame Intervention von Schweder und Suzuki zum existenziellen Schauspiel. Die Künstler:innen spielen ihr Raum-Klang-Instrument live wie eine gigantische Marionette: ein Objekt, das an ihren Controllern hängt und mit dem sie in Echtzeit eine jedes Mal andere Performance realisieren.

Alex Schweders Werke wurden unter anderem im Museum of Modern Art in New York, in der Tate Britain, im Tel Aviv Museum of Art, im San Francisco Museum of Modern Art und auf der Architekturbiennale in Venedig gezeigt.

Mieko Suzuki arbeitete am Burgtheater in Wien, am Schauspielhaus Bochum sowie wiederholt mit der Choreografin Meg Stuart und dem Techno-Label Raster. Sie ist außerdem Teil des Improvisationstrios Contagious.

Die Installation folgt der spektakulären Ausstellung THE THIRD THING von Alex Schweder, die zum Jahresanfang 2022 in der Galerie Barbara Thumm stattfand.


präsentiert von Aboutnow, A L’ARME!  & Galerie Barbara Thumm
Foto-Credits: Karina Mertin

Freitag, 24. Juni – Sonntag, 26. Juni
Öffnungszeiten: Fr: 15–22 Uhr I Sa: 14–22 Uhr I So: 14–19 Uhr
Kuppelhalle
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