Female To Empower 2023

Die Festivalreihe Female to Empower erzählt kleine und große Geschichten der Musik aus einer feministischen Perspektive und hinterfragt dabei die Machtverhältnisse in der nach wie vor männlich dominierten Musikbranche. Das Festival verknüpft historisch-dokumentarische Rückblicke und filmische Inhalte mit der ganzen musikalischen Bandbreite weiblich gelesenen Schaffens im gegenwärtigen Musikbetrieb.

Die nunmehr dritte Ausgabe des Festivals widmet sich der musikalischen Improvisation. Welchen Einfluss hatte die Improvisation in den letzten fünf Jahrzehnten – vom Free Jazz und der experimentellen Improvisationsmusik über die DIY-Punkkultur bis hin zur elektronischen Musik – auf die künstlerische und gesellschaftliche Emanzipation von Musiker*innen? Welche Freiräume konnten sich Musiker*innen durch die Improvisationsmusik schaffen, um ihren eigenen Sound und ihre eigenen Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln? Und welche strukturellen Defizite und Ausschlüsse dauern bis heute fort? Welche Lösungsansätze lassen sich dafür finden?

Um ein möglichst umfangreiches Bild zu zeichnen, bringt Female to Empower Musiker*innen, All-Female*-Bands und Netzwerk-Aktivist*innen verschiedener Generationen und unterschiedlichster musikalischer Milieus zusammen. Panels und Gespräche, Live-Konzerte und ein dokumentarisches Filmprogramm tauchen tief in die Biografien und Arbeitswelten der beteiligten Musiker*innen ein und eröffnen einen spannenden Dialog mit dem Publikum.

 

Programm

14.10.

17 Uhr Filmvorführung: Stories from the She-Punks (Gina Birch & Helen Reddington, UK 2018, 45')
18 Uhr Konzert: Farida Amadou
19 Uhr Talk: The HERstory of Female Improvisation Music
              Mit Farida Amadou, Gina Birch & Lesley Woods, Moderation: Christina Mohr
20 Uhr Konzert: Gina Birch (The Raincoats)
21 Uhr Konzert: Lesley Woods (Au Pairs)


15.10.

18 Uhr Konzert: Violeta García
19 Uhr Konzert: Elsa M’bala aka AMET + Ale Hop
20 Uhr Talk: Improvising Female Future Sounds 
 
             Mit Elsa M'bala, Ale Hop, Contagious und Violeta García, Moderation: Christina Mohr
21 Uhr Konzert: Contagious (Andrea Neumann, Sabine Ercklentz, Mieko Suzuki)
22 Uhr Filmvorführung: Ever Deadly (Chelsea McMullan & Tanya Tagaq, Kanada 2022, 89’)

 

Ale Hop
Alejandra Cárdenas Pacheco (auch bekannt als Ale Hop) ist eine in Peru geborene Künstlerin, Forscherin und experimentelle Musikerin, die in Berlin lebt. Ihr Werk umfasst Live-Shows, Plattenveröffentlichungen, Klang- und Videokunstwerke, Forschungen zu Klang und Technologie sowie Originalmusik für Film-, Tanz- und Theaterprojekte. Ale Hop begann ihre Karriere in den 2000er Jahren in der experimentellen und Underground-Szene Limas. Nachdem sie mehrere Jahre in verschiedenen Pop- und Elektronikbands mitgewirkt hatte, startete sie 2012 schließlich ihr Soloprojekt, nachdem sie im Boiler Room zum ersten Mal alleine aufgetreten war. Die in ihren Alben und Stücken behandelten Themen sind stets von ihrem akademische Forschungshintergrund geprägt.

Contagious
Das Trio Contagious wurde von den innovativen Berliner Improvisationsmusikerinnen Andrea Neumann und Sabine Ercklentz und der Klangkünstlerin Mieko Suzuki gegründet und ist eines der aufregendsten Projekte in der elektronischen Musikszene. Andrea Neumann generiert auf ihrem selbst entwickelten, transportablen Piano Rückkopplungen, die mit den experimentell modulierten Sounds von Mieko Suzuki und den markanten Trompetenklängen von Sabine Ercklentz' kommunizieren. Die drei Musikerinnen lassen in einer eigenen kompositorischen Logik fragile Klangtexturen monumental werden und interagieren dabei wie ein Lebewesen, das binäre Gegensätze transzendiert und im besten Sinne des Wortes ambivalent ist: sehr rätselhaft und sehr lebendig.

Elsa M’bala
Elsa M'bala alias A.M.E.T. ist eine Klangkünstlerin, die Live-Podcasts als eine Mischung aus DJing und Live-Radiosendungen macht, in denen Feldaufnahmen und Interviews live mit einem Publikum geteilt werden. A.M.E.T.s musikalische Reise und ihre Reflexionen über Herkunft, kulturellen Hintergrund, Geschlecht und Spiritualität stellen Vorurteile darüber in Frage, wie die Musik einer Person aufgrund ihrer Herkunft klingen sollte. Ihre Praxis bricht mit westlicher klassischer Musik, indem sie grafische Partituren erstellt, die es ihr ermöglichen, Halbtöne einzubeziehen, wie es in nicht-westlicher Musik üblich ist. Durch den Einsatz von Technologie verstärkt sie ihre einzigartige Stimme und thematisiert Narrative der Inklusion und Sichtbarkeit.

Farida Amadou
Farida Amadou ist eine autodidaktische Bassistin, die in Belgien lebt. Der E-Bass ist seit 2011 ihr Hauptinstrument. Im Jahr 2013 begann sie, viele verschiedene Musikgenres zu spielen, darunter Blues, Jazz und Hip-Hop. Nach einem bemerkenswerten Abstecher in den Punk als Bassistin der inzwischen aufgelösten belgischen Band Cocaine Piss, ist sie inzwischen ganz bei sich in der improvisierten Musik angekommen, konzentriert sich dabei Zusammenarbeiten u.a. mit Julien Desprez, Jerusalem in My Heart und Moor Mother. „Improvisierte Musik ist für mich die einzige Möglichkeit, Musik zu machen. Es ist eine so sensible und authentische Art, Musik zu machen.“

Gina Birch
Gina Birch gründete 1977 zusammen mit Ana da Silva 1977 „The Raincoats“ und gilt seitdem als eine Ikone des Post-Punk. Sie beeindruckt seit 45 Jahren als Multi-Media-Künstlerin, die abenteuerlustig nach ihren eigenen Regeln malt, filmt und performt. Ihre eigene Vita und Lebensgeschichte fließt in ihrem ersten, in diesem Jahr veröffentlichten Soloalbum I Play My Bass Loud zusammen. Sie will sich nicht zurückhalten oder eine Nebenrolle spielen und steht jetzt selbst im Mittelpunkt des Geschehens. Es ist ein starkes Konzept der Verweigerung und des Handelns als Frau ab 60 in einer Musikkultur, die sie mitgestaltet hat, in der sie jetzt ihren Platz absteckt und für sich selbst definiert, was es bedeutet, eine Künstlerin im Hier und Jetzt zu sein.

Lesley Woods
Lesley Woods war von 1978 bis zu ihrer Auflösung 1983 Gitarristin und Sängerin der bahnbrechenden Band Au Pairs, deren erstes Album Playing With A Different Sex als ein Klassiker und Meistwerk des Post-Punk gilt. Die Au Pairs polarisierten mit ihren auf Rhythmus und Tempo arrangierten, immer tanzbaren Songs und dazu Texten, die mit aller Schärfe politische, gesellschaftliche und geschlechtliche Machtstrukturen attackierten, ähnlich wie andere englische Bands aus der Zeit, z.B. The Slits, The Raincoats und Gang Of Four. Nach 30 Jahren eines erfüllten Berufslebens als Anwältin kehrt Lesley Woods nun solo zurück auf die Bühne und wir freuen uns auf ihre besondere Bühnenpräsenz, die eure Herzen erwärmt und euch zum Tanzen bringt.

Violeta García
Violeta García ist eine Cellistin, Komponistin, Improvisatorin und Kuratorin aus Argentinien, die in der Schweiz lebt. Mit ihrem zeitgenössischen und experimentellen Repertoire für Violoncello und elektronische Musik arbeitet sie medienübergreifend in einer Vielzahl von künstlerischen Formen, u.a. der freien Improvisation. Ihr digitales Label und die gleichnamige Musikreihe TVL-REC widmet sich der Veröffentlichung neuer Musik, experimentellen Gruppen und Kollektiven aus Lateinamerika und anderen Ländern sowie der Durchführung von Musikreihen und Festivals für Noise und extreme Musik in Lateinamerika und Europa. Sie hat mehr als 50 Alben in verschiedenen Editionen veröffentlicht. In den letzten Jahren tourte sie durch die ganze Welt.

Christina Mohr (Moderation)
Christina Mohr wurde in Frankfurt am Main geboren, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Seit über zwanzig Jahren schreibt sie für verschiedene Magazine, am liebsten über Pop und Feminismus. 2021 erschien im Verlag Andreas Reiffer ihr Buch Female Sounds and Words, eine Sammlung popfeministischer Rezensionen.

 

Filmvorführungen


Stories from the She-Punks (Gina Birch & Helen Reddington, UK 2018, 45’)
Stories from the She Punks: Music with a Different Agenda ist ein Dokumentarfilm, der sich auf Frauen konzentriert, die in der Punk-Ära von 1976 bis in die frühen 1980er Jahre elektrische Instrumente kauften und zu spielen begannen, mit dem Ziel, Bands zu gründen. Mit viel Witz und Energie erzählen die Frauen von ihren Inspirationen, ihren Freuden und den weniger erfreulichen Momenten. Der Film besteht ausschließlich aus Interviews, jedoch sind die Geschichten der Frauen so lebendig, dass sie uns an andere Orte und in andere Zeiten versetzen. Der Film wurde in unabhängigen Kinos im gesamten Vereinigten Königreich, sowie auf internationalen Festivals, Events, Universitäten und Konferenzen gezeigt. Mit Gina Birch & Ana Da Silva (The Raincoats), Hester Smith & Rachel Bor (The Dolly Mixtures), Shanne Bradley (The Nips), Gaye Black (The Adverts), Palmolive & Liv Albertine (The Slits), Jane Munro (The Au Pairs), Helen McCookerybook (The Chefs) u.a.


Ever Deadly (Chelsea McMullan & Tanya Tagaq, Kanada 2022, 89’)
Der Dokumentarfilm Ever Deadly ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der avantgardistischen Inuk-Kehlkopfsängerin Tanya Tagaq und der preisgekrönten Filmemacherin Chelsea McMullan und bietet ein mitreißendes, immersives Musik- und Kinoerlebnis. Der Film erforscht Tagaqs Transformation des Klangs und wirft zugleich einen Blick auf die Folgen der Kolonialisierung, die Freiheit der Natur und die kanadische Geschichte. Wir sehen Tagaqs innige Beziehung zu Nuna – dem Land – einem lebenden, atmenden Organismus, der in allen Formen ihrer improvisierten Performances präsent ist. Ever Deadly verwebt Konzertaufnahmen mit atemberaubenden Sequenzen, die vor Ort in Nunavut gefilmt wurden, und schlägt so nahtlos eine Brücke zwischen Landschaften, Geschichten und Liedern, die von Schmerz, Wut und Triumph geprägt sind.

Ever Deadly wird vom National Film Board of Canada (NFB) produziert und vertrieben.

 

Samstag, 14. + Sonntag, 15. Oktober 2023
Kuppelhalle
Tickets

Ein Projekt der silent green Film Feld Forschung gGmbh.
Gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.