Ian White – Cinema as a Live Art / Becoming Object
Filmprogramm & Impulspräsentationen
Der Kurator und Künstler Ian White (1971–2013) hat zwischen 2009 und 2012 in Auseinandersetzung mit dem Filmarchiv des Arsenal zwei Filmprogramme kuratiert, Performances aufgeführt und zahlreiche Kollaborationen mit Künstler*innen ins Leben gerufen. Das Kino und die Theaterbühne wurden von ihm als Möglichkeitsräume und politische Orte verhandelt, an denen das Verhältnis von Live-Event und Bewegtbild, Produktion und Performance, Immaterialität und Objekthaftigkeit stets neu erkundet werden kann.
Programm
14 h, Filmvorführung mit Live-Event von Robert Bridger (London)
NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE GESELLSCHAFT IN DER ER LEBT
Rosa von Praunheim BRD 1971 67‘
16h, Vortrag von Eva Birkenstock (Düsseldorf) und Joerg Franzbecker (Berlin)
„On Performance: Ian White – Hinterhof (2011)“
17h, Filmvorführung mit Live-Event von Bruno Siegrist (Berlin)
OTHON Jean-Marie Straub, Danièle Huillet F/BRD/I 1970 16 mm 85‘
19h, Filmvorführung mit Live-Event von Caner Teker (Düsseldorf)
HAND CATCHING LEAD Richard Serra USA 1968 16 mm 3‘
HANDS TIED Richard Serra USA 1968 16 mm 6‘
HANDS SCRAPING Richard Serra USA 1968 16 mm 4‘
HAND LEAD FULCRUM Richard Serra USA 1968 16 mm 2‘
20h, Vortrag von Eric de Bruyn (Berlin)
„Ian White - Yvonne Rainer - Richard Serra“
Das Tagesprogramm im silent green nimmt seinen Ursprung bei Ian Whites Film- und Performance-Programm „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt: KUNST, KINO, KONTEXT NOW“, das er 2008/2009 kuratiert hatte und das im Kino Arsenal, in der Galerie Tanya Leighton und im Sexclub Lab.oratory stattfand. Filme von Rosa von Praunheim, Jean-Marie Straub & Danièle Huillet und Richard Serra, die ursprünglich an diesen verschiedenen Orten gezeigt wurden, werden im silent green von jungen Künstler*innen begleitet, die im Rahmen einer Ausschreibung zur Auseinandersetzung mit Ian Whites kuratorischer Arbeit eingeladen wurden.
NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS, SONDERN DIE GESELLSCHAFT IN DER ER LEBT erzählt die Geschichte von Daniel, der in die Großstadt kommt und alle Stationen im Leben eines schwulen Mannes der 1970er Jahre durchläuft. Im Film sind aus dem Off abwechselnd eine mahnende Stimme und Interviewausschnitte zu hören. OTHON wurde nach dem 1664 erstaufgeführten Stück von Pierre Corneille wortgetreu und an den Originalschauplätzen gedreht. Der Film erzählt in fünf Akten eine Geschichte von Liebe und Macht im alten Rom. Die vier Kurzfilme, die Richard Serra 1968 drehte, stellen seine Hände bei einfachen Tätigkeiten dar. Die Art, mit der Serra seine Hände inszeniert, ist laut Rosalind Krauss zum einen direkte Referenz auf das Medium Film, zum anderen handelt es sich dabei um die filmische Betonung der eigenen künstlerischen Potenz.
Zwischen den performativ begleiteten Filmvorführungen werden Eva Birkenstock (Düsseldorf), Joerg Franzbecker (Berlin) und Eric de Bruyn (Berlin) Impulsvorträge halten, die in offener Form über die Anschlussfähigkeit von Ian Whites historisch informierter und kunstkritischer Praxis reflektieren.
Bis auf GENTLEMEN und NICHT DER HOMOSEXUELLE IST PERVERS stammen alle Filmkopien aus dem Archiv des Arsenal.
Eine Seminarkarte zu 16 € für alle Veranstaltungen (nur silent green: 12 €) ist an der Arsenalkasse erhältlich.
Mehr Informationen zum Programm hier.
Ian White - Cinema as a Live Art / Becoming Object wurde von Anne Breimaier kuratiert und ist Teil des Projekts Archive außer sich. Das Programm ist zudem Teil von Reflect-Suspend-Dismantle, einer Berlin-weiten Veranstaltungsreihe, die der Arbeit von Ian White gewidmet ist und in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Kirsty Bell, den KW Institute for Contemporary Art, dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD und dem Estate of Ian White organisiert wird.