Katalogpräsentation "The Garden. Cinematics of the Soil"

Gespräch, Lesung und Filmscreening

Zum Ende dieses glücklicherweise kulturell wieder etwas reichhaltigeren Jahres, blicken wir noch einmal zurück auf unsere Derek Jarman-Ausstellung The Garden. Cinematics of the Soil, die in diesem Sommer stattfand. Das Kurator*innen-Team stellt am Sonntagabend ab 18 Uhr den im Rahmen des Projekts nun erscheinenden vollständigen Ausstellungskatalog vor, es wird eine Lesung des beteiligten Filmemachers Philip Scheffner geben, außerdem zeigen wir noch einmal Jarmans gleichnamigen, zwischen Traum und Realität, Idylle und Schmerz, Schönheit und Vergänglichkeit wandelnden Film.


Vorwort der Kurator*innen

Die nahezu ins unendlich gewachsene ästhetische Vielfalt des Films hat die Entwicklung narrativer, aber vor allem auch dokumentarischer Formen im Kino wie in der Bildenden Kunst revolutioniert. Dennoch gibt es bis heute keinen Ort, an dem diese Entwicklung in Theorie und Praxis aufgearbeitet, gesammelt und gezeigt wird: Sowohl die institutionelle Aufführungspraxis als auch die Ausstellungskultur trennen bis heute zwischen Film und Kunst.
Hier setzt das Projekt Film Feld Forschung des silent green an: Es ist ein Zentrum für den künstlerischen Film – mit Ausstellungsprojekten, diskursiven und performativen Formaten. Diese widmen sich vorrangig den Formen und Rändern des dokumentarischen Erzählens, fragen nach den Bedingungen künstlerisch-dokumentarischen Arbeitens und diskutieren den Status des Bildes in unserer Gesellschaft. Dies gilt insbesondere in einer Gegenwart, deren Bilder sich bisherigen Produktionszusammenhängen weitgehend entzogen haben.

Als Initiator*nnen von Film Feld Forschung möchten wir einen Ort schaffen, der Raum bietet für die theoretische und praktische Forschung mit und in der Sprache des Mediums. Wo nicht nur das fertige Produkt zählt, sondern auch die Auseinandersetzung im Entstehungsprozess einer künstlerischen Arbeit. Uns interessiert der künstlerische Film, losgelöst von Gattungen und Genregrenzen – als individueller Ausdruck und subjektiver Blick auf der Suche nach neuen Formen für sich wandelnde Gesellschaften.

Wir leben heute in einer spannungsgeladenen Zeit. Klimatische Veränderungen zwingen Menschen, ihre Heimat zu verlassen und sich auf die Flucht in eine ungewisse Zukunft zu begeben. Wir sind global verbunden und als Gesellschaften dennoch zerrissen und gespalten. Inmitten von klimatischen und humanitären Katastrophen, von einer weltumspannenden Pandemie zusätzlich verunsichert, und mit der Sehnsucht nach einer gerechten und solidarischen Staatengemeinschaft auf einem lebenswerten Planeten.
Sich in dieser Zeit an Derek Jarman und The Garden zu erinnern, ihn und seine Arbeit als Ausgangspunkt für einen gemeinsamen Diskurs über Gegenwart und Zukunft zu nehmen, das bedeutet für uns, eintauchen zu dürfen in den Kosmos eines holistisch denkenden und handelnden Menschen und Künstlers und seinem Werk darin eine Stimme zu verleihen. Derek Jarman hat uns mit seinem Mut, seiner radikalen Bildsprache und seiner unerschütterlichen Liebe für die Natur und Menschen gezeigt, dass es gerade die Rückverbindung mit der verseuchten Natur und den eigenen verwundeten Seelen und Körpern sowie die Arbeit im Kollektiv ist, die neue Wahrnehmungs- und Handlungsräume öffnet.

Berlin im November 2021
Bettina Ellerkamp, Jörg Heitmann, Stefanie Schulte Strathaus

Sonntag, 5. Dezember
Kuppelhalle
Beginn: 18 Uhr
Der Eintritt ist frei (eine Anmeldung ist erforderlich)