Undefined Panorama 3.1

Videoinstallation im Rahmen der transmediale 2021-22

Soziale Infrastrukturen sind, wie Lauren Berlant nahelegt, keine starren Systeme, die sozialen Formationen strukturell zugrunde liegen. Vielmehr werden sie durch ihr inhärentes Strukturieren der sozialen Form definiert; ihre Fähigkeit, die Entstehung bestimmter Lebensweisen gegenüber anderen zu erklären.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Yang Ah Ham in ihrer Arbeit mit sozialen und politischen Infrastrukturen und den darin eingebetteten Systemen und Beziehungen auseinandergesetzt. Undefined Panorama (2018–heute) ist ein Langzeitprojekt, das aus iterativen und miteinander verwobenen Videos besteht, die alternative soziale Strukturen aufzeigen und auf gegenseitiger Fürsorge und Solidarität basieren. Ham greift in ihrer Serie teils auf persönliche Erfahrungen mit zivilen Unruhen und ökonomischer Ungleichheit zurück und verhandelt anhand dieser das komplexe Gefüge von Themen wie Globalisierung, Arbeit, Grundeinkommen, Bildung, Kultur sowie Katastrophen und deren Nachwirkungen.

Das Jahr 2021 hat uns bereits mit einigen Protestmomenten und Klimanotfällen konfrontiert. In Undefined Panorama 3.1, der neuesten Iteration der Serie, reflektiert Yang Ah Ham diese und lenkt die Aufmerksamkeit auf die infrastrukturellen Versäumnisse, die letztlich die Schutzbedürftigen der Welt am härtesten treffen. Im Zentrum der Arbeit steht der Versuch, den unterschiedlichen Seinsweisen auf den Grund zu gehen, die innerhalb komplexer Netzwerke existieren, um daran die Frage nach möglichen Alternativen anzuschließen. Schritt für Schritt enthüllt die Panoramaprojektion die Komplexität unserer grundlegend mit geopolitischen und ökologischen Aspekten verstrickten Leben und entwickelt so ein erweitertes Verständnis von Infrastruktur als kultureller Konstruktion. Dabei legt Ham besonderes Augenmerk auf neue Schauplätze, Objekte und Belange, die lange Zeit zugunsten neoliberaler Produktions- und Wettbewerbsprozesse in den Hintergrund gedrängt worden sind.

In Undefined Panorama 3.1 entwirft Ham Möglichkeiten für neue soziale Strukturen und plädiert in Übereinstimmung mit Berlant für eine Reartikulation unserer affektiven Beziehungen zu anderen, für eine Neukonfiguration unserer Hoffnungen, Träume sowie toxischer Verbindungen. Sie zeigt damit praktische Formen der individuellen Loslösung, um so infrastrukturelles Versagen und dadurch entstehende Schäden zu reduzieren. Die auf einem 12-Meter Panoramascreen gezeigte Videoarbeit erforscht Materialitäten, die erforderlich sind, um Lebensweisen zu formen, anzuregen und aufrechtzuerhalten, die auf solidarischer Verwandtschaft und Fürsorge beruhen und eröffnet so eine kritische, distanzierte Perspektive, die dazu einlädt, andere, neue Gestaltungsweisen der Systeme zu erwägen, in denen wir leben.

Mit der Unterstützung von Creative Industries Fund NL, Arts Council Korea und dem Koreanischen Kulturzentrum Berlin. Undefined Panorama 3 wurde von SeMA, Seoul Museum of Art in Auftrag gegeben.

Samstag, 10. – Sonntag, 18. Juli 2021
13–21 Uhr
Kuppelhalle
Eintritt frei