MaerzMusik: Interpoiesis 3
Konzert
Interpoiesis ist eine Konzertreihe mit neuen Projekten, die aus generationenübergreifenden und intersektionalen Begegnungen zwischen Künstler*innen mit unterschiedlichen Hintergründen entstanden sind. Der Titel „Interpoiesis“ bezeichnet einen Zwischenraum der Ko-Kreation. Er bezieht sich auf Donna Haraways Begriff der „Sympoiesis“ – das „Mit-Machen“ oder „Gemeinsam-Machen“ – als Bedingung allen Schaffens. Nichts macht sich selbst. Alles entsteht immer in Relation zum Anderen und zu anderen.
MaerzMusik lädt vier Konstellationen von Künstler*innen ein, neue Zusammenarbeiten einzugehen und ihre Gespräche und Arbeitsprozesse zu teilen. Die vier Konzerte zeigen verschiedene Stadien des gemeinsamen Schaffens, von fertigen Werken über Zwischenergebnisse kollaborativer Prozesse bis hin zu offenen Experimenten, die vorgefasste Rollen und Relationen im Spektrum künstlerischer und sozialer Praktiken hinterfragen.
Die Sheng, eine Mundorgel aus Bambuspfeifen mit einer jahrtausendealten Geschichte, steht im Mittelpunkt der Forschung und der musikalischen Projekte des Komponisten und Sheng-Virtuosen Wu Weis und des Klangregisseurs Alexis Baskinds, die für die dritte Ausgabe der Konzertreihe „Interpoiesis“ in Interaktion mit der Lichtdesignerin Katrin Bethge treten.
Als Verkörperung der Harmonie zwischen Himmel, Erde und Mensch findet die Sheng in der klassischen chinesischen Musik vor allem im sakralen Umfeld Verwendung. Nach traditionellen Stücken, u. a. aus der Song-Dynastie und dem japanischen Kaiserhof Gagaku, folgten 1956 in China Kompositionen für die modernisierte Mundorgel sowie seit den 1970er-Jahren zunehmend zeitgenössische Stücke. Neben ihrer Geschichte, Akustik und Organologie ist es die musikalische Analyse und eine Erweiterung ihrer akustischen Möglichkeiten hinsichtlich im Zuge eines traditionsübergreifenden Komponierens, die Wu und Baskind in ihrem seit 2021 bestehenden Projekt „Forêt de Bambous“ (Pfeifenwald) erforschen. Wie kann eine neue Perspektive auf dieses meist als Klangobjekt präsentierte Instrument geworfen werden, sodass das Publikum dieses nicht als eine getrennte Klangquelle erfährt, sondern in diese mittels räumlicher Restrukturierung und eines akustischen und elektronischen Soundsystems eintauchen kann?
Im Zusammenspiel mit den Lichtmalereien Katrin Bethes entsteht ein klanglicher und ästhetischer Raum eines Bambuswaldes, der die Hörperspektive des Publikums ins Innere der Sheng verlagert und zugleich eine Neusortierung der Pole Interpret*innen, Stück und Zuhörer*innen möglich macht.
Forêt de Bambous (Pfeifenwald) ist das erste musikalische Projekt (2021–2022) im Rahmen von Sheng! l'orgue à bouche (2019–2023), das vom CNRS (französisches nationales Forschungsinstitut), dem Collegium Musicæ, dem IReMus, dem Ircam und dem Laboratoire d’Acoustique Musicale (Paris) unterstützt wird.
Programm:
Wu Wei (Komposition, Sheng)
mit Alexis Baskind (Komposition, Klangregie)
& Katrin Bethge (Lichtdesign)
Ko-kuratiert von Kamila Metwaly und Berno Odo Polzer präsentiert MaerzMusik 2022 ein Programm mit Künstler*innen und Gästen wie Éliane Radigue, Catherine Lamb, Klangforum Wien, ONCEIM u. v. m.
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