ALFILM 2022: Filmprogramm

Filmscreenings

Vom 20. bis 26. April 2022 präsentiert das 13. ALFILM – Arabisches Filmfestival Berlin künstlerisch anspruchsvolles Kino mit über 44 Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Kurz- und Animationsfilmen in den Sektionen ALFILM SELECTION, ALFILM SPOTLIGHT, ALFILM ATELIER in vier Spielstätten in Berlin: Kino Arsenal, City Kino Wedding, CineStar Kino in der KulturBrauerei und silent green Kulturquartier.

Mit der ALFILM SELECTION zeichnet sich ein facettenreiches Bild ab, das in die kulturelle Ländervielfalt der arabischen Welt eintauchen lässt, von Somalia bis nach Marokko, von Jemen bis nach Palästina, und einen kritischen, oft auch verstörenden Blick auf die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen bietet und Fragen zu Identität, Migration, sozialen Nöten und persönlicher Krise aufwirft. Das ALFILM SPOTLIGHT widmet sich unter der Schirmherrschaft von Volker Schlöndorff dem Libanon mit dem Titel From Civil War to Chaos: A Tribute to Filmic Resistance, um auf die Missstände und Krise im Libanon aufmerksam zu machen und die Filmschaffenden zu würdigen, die ihr Schicksal kreativ in die Hand nehmen, Trauma und Erfahrungen filmisch umsetzen und so Widerstand aktiv gestalten. Das ALFILM ATELIER, die neue Säule des Festivals, beschäftigt sich mit der arabischen Diaspora. Eingeladene Filmemacher:innen, die in Berlin und Deutschland im Exil leben, werden in einem zweitägigen Workshop im silent green Fragen zur Identität, Zugehörigkeit, Filmsprache, Chancengleichheit, Produktions-möglichkeiten und Filmförderung erörtern. Die Kurzfilmreihe Arabische Filme aus der Diaspora stellt einige Arbeiten vor.

Programm

Freitag, 22. April, 19.30 Uhr
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My Father Is Still a Communist
Dokumentarfilm, Regie: Ahmed Ghossein, Libanon/Vereinigte Arabische Emirate, 2011, 32 Min., Arab. mit en. UT

Alles, was von der Beziehung zwischen Rachid und Mariam, den Eltern von Ahmed Ghossein, übrig geblieben ist, ist eine große Anzahl von Radiokassetten, die sie während des libanesischen Bürgerkriegs als Liebesbriefe verschickten. Mit den Kassetten und Bildern aus der Gegenwart und der Vergangenheit schafft My Father is Still a Communist einen einzigartigen Raum, der ein intimes Tagebuch in ein Werk der kollektiven Erinnerung verwandelt.

Marcedes
Dokumentarfilm, Regie: Hady Zaccak, Libanon, 2011, 68 Min., Arab. mit en. UT

Marcedes nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte des Libanon von den 1950er Jahren bis heute aus der Perspektive einer besonders einflussreichen Familie deutscher Einwanderer: den Mercedes-Autos, die vor Ort auch "Marcedes" bezeichnet werden. Die Geschichte dieser mächtigen deutsch-libanesischen Familie beginnt mit der Ankunft des Mercedes Ponton, des Modells 180 (1953-1962), das zu einer Pop-Ikone des Vorkriegslibanon wurde und die vielen Veränderungen miterlebte, die das Land während und nach dem Bürgerkrieg erlebte. Unter Verwendung seltenen Archivmaterials ist Marcedes als spielerische und liebevolle Chronik von fast fünf Jahrzehnten libanesischer Geschichte konzipiert, die die Verwicklung des "Marcedes" Ponton und seiner Nachkommen in die libanesische politische Szene und in das tägliche Leben der Bürger des Landes untersucht.


Samstag, 23. April, 19.30 Uhr
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Erased, __ Ascent of the Invisible
Essayistischer Dokumentarfilm, Regie: Ghassan Halwani, Libanon, 2018, 76 Min., Arab. mit en. UT

Vor 35 Jahren wurde ein Mann in Beirut entführt und war seither verschwunden. Vor 10 Jahren tauchte er aus dem Nichts wieder auf, aber war es wirklich derselbe Mann? Regisseur Ghassan Halawani nimmt seine Zuschauer:innen mit auf eine forensische Schnitzeljagd, bei der er verschiedene künstlerische und investigative Techniken einsetzt. Er enthüllt Schicht für Schicht die dunkelsten Kapitel der libanesischen Geschichte auf Wänden, Dokumenten und städtischer Architektur. Auf der Suche nach dem entführten Mann, dessen Vision ihn noch immer verfolgt, findet er den Geist anderer "Verschwundener" in der Gegenwart und hinterfragt dabei das Konzept von Wahrheit und deren Aufarbeitung heute.


Sonntag, 24. April, 19.30 Uhr
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Before the Dying of the Light
Dokumentarfilm, Regie: Ali Essafi, Marokko, 2020, 70 Min., Arab./Fr. mit en. UT

1961 betrat König Hassan II. den marokkanischen Thron und leitete eine Herrschaft der Unterdrückung ein, die über vier Jahrzehnte bestehen blieb. Um die Macht der Monarchie sicher zu stellen, gerieten Oppositionelle in den folgenden Jahrzehnten immer stärker unter Druck. Mit repressiven Taktiken wurden sie verfolgt und ins Exil gedrängt. Kunstschaffende kämpften mit der Zensur, die einst blühende Kulturszene wurden immer weiter eingeschränkt und politische Gegner:innen inhaftiert, gefoltert und manche verschwanden ganz. Schicksale, die bis heute ungeklärt bleiben. Ali Essafi verwebt in seinem Dokumentarfilm Archivmaterial und Interviews von Akteur:innen aus der marokkanischen Film- und Kulturszene der 1970er Jahre. Durch die Kombination aus Plakaten, Zeichnungen, Fotos und Filmausschnitten, untermalt von Chaabi- und Jazz-Musik, entsteht ein dichter Teppich an Impressionen, der den Zuschauer:innen einen Einblick in die schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen jener Zeit gibt.


Sonntag, 24. April, 21 Uhr
Tickets

Don’t Get Too Comfortable
Dokumentarfilm, Regie: Shaima El Tamimi, USA/Katar/Niederlande, 2021, 9 Min., Arab./En. mit en. UT

Ein Brief einer Enkelin an ihren lang verstorbenen Großvater. In ihrem Film verwebt Shaima El Tamimi alte Familienfotos, Selbstportraits und Collagen und erschafft damit ein Familienarchiv, das zugleich die kollektive Erfahrung jemenitischer Migration der letzten fünfzig Jahre nachzeichnet.

The Colonel's Stray Dogs
Dokumentarfilm, Regie: Khalid Shamis, Südafrika/Libyen/Katar 2021, 73 Min., En./Arab. mit en. UT

Als Muammar Gaddafi 1969 die Macht ergreift, schließt sich Ashur Shamis, der Anfang der 1960er Jahre Libyen in Richtung Großbritannien verlassen hat, dem organisierten Widerstand an. Jahrzehntelang kämpft er aus dem Exil gegen das Regime und wird zum libyschen Staatsfeind. Auf ihn wird ein Kopfgeld von 1 Million Dollar ausgesetzt. Trotz allem hält er seine politischen Aktivitäten vor seinen Kindern geheim. Als Shamis schließlich nach dem Sturz Gaddafis zum ersten Mal in sein Heimatland zurückkehren kann, stellt sich für ihn schnell die Frage, ob es dort einen Platz für Menschen gibt, die seine Ideale teilen. In The Colonel's Stray Dogs stellt der Regisseur Khalid Shamis die Entscheidungen seines Vaters in Frage und zeichnet das Porträt eines Mannes, den er nie ganz zu fassen bekommen hat.

Freitag, 22. April – Sonntag, 24. April
Kuppelhalle
Tickets: 9€, erm. 8€