Ultraschall 2023

Festival für neue Musik

Ein Musikfestival ist kein tagespolitischer Kommentar zum Tagesgeschehen. Künstlerische Prozesse laufen langsamer, zumal in der komponierten Musik. Und doch ist jedes Festival, und damit auch Ultraschall Berlin, jedes Jahr aufs Neue angesiedelt in einer bestimmten Zeit, in einem bestimmten Umfeld. Zwei Konzerte sind besonders nah an der Zeitgeschichte. Die iranische Bratscherin Muriel Razavi entfaltet in ihrem szenischen Projekt mit Werken iranischer Komponistinnen eine Hommage an die selbstbewusste iranische Frau, die ihre Rechte einfordert.

Das Konzert des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin stellt eine leidenschaftliche Verdammung des Nationalismus ins Zentrum eines Abends, der Komponist:innen aus Russland, Belarus und der Ukraine zusammenführt, alle nicht mehr in ihren Herkunftsländern lebend, dazu zwei weitere Komponistinnen aus Skandinavien.

Niemals erschöpft sich ein Festival aber im Tagesaktuellen. Und so bietet Ultraschall Berlin auch in diesem Jahr wieder die Plattform für künstlerische Ideen ganz unterschiedlicher Art und Provenienz. Ohne inhaltliche Vorgaben – ganz bewusst hat Ultraschall Berlin kein ›Thema‹, sondern allenfalls Akzente, die sich aus den Programmen selbst ergeben.

Es ist gerade die Vielfalt der künstlerischen Ideen und Strategien, die die zeitgenössische Musik prägt. Ultraschall Berlin bietet für all das einen Ermöglichungsraum. Ob die Natur oder die Stadt als Inspirationsquelle für musikalische Werke dienen, ob sich Komponist:innen auf Literatur beziehen oder auf die Musikgeschichte selbst, der sie mit innermusikalischen Bezugnahmen oder formalen Experimenten Neues abgewinnen, ob sie sich mit der eigenen Krankengeschichte auseinandersetzen oder das Wagnis eines sozusagen ›vierhändigen‹ Komponierens eingehen – all das ist bei Ultraschall Berlin 2023 zu erleben.

Ur- und Erstaufführungen werden in Beziehung gesetzt zu Werken der jüngeren Musikgeschichte, aber auch zu Werken, die schon ›Klassiker‹ der Nachkriegs-Avantgarde geworden sind. So liegen etwa 57 Jahre zwischen den beiden Streichtrios von Helmut Lachenmann, die das trio recherche aufführt. Solchen historischen ›Hallraum‹ herzustellen und nicht nur auf Neues zu setzen, ist seit jeher kuratorisches Prinzip von Ultraschall Berlin und prägt auch diesen Festivaljahrgang.

Zum ersten Mal ist Ultraschall Berlin im silent green zu Gast, mit Konzerten und einem Gespräch im Kuppelsaal wie auch in der Betonhalle.

 

PROGRAMM:

Samstag, 21.01.

17:00 trio recherche I Kuppelhalle
19:00 Ensemblekollektiv Berlin I Betonhalle
21:00 Muriel Razavi I Kuppelhalle
22:00 Gespräch Muriel Razavi I Kuppelhalle

Sonntag, 22.01.
16:00 Ensemble Resonanz // Sarah Saviet // Joseph Houston I Betonhalle


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