Archival Assembly #3

Seit längerem schon besteht ein wichtiger Teil der Arbeit von Archivar*innen, Künstler*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen darin, die vielfältigen Vergangenheiten des Films so zugänglich zu machen, dass sich dadurch fürs Kino neue Zukünfte eröffnen. Filmarchive sind aber immer auch Archive des Hörens ebenso wie des Sehens. Ins Archiv zu gehen, bedeutet nicht nur Bilder zu sichten, sondern auch, sie zu hören, ja sie abzuhorchen, wie etwa Godard die Aufgabe des Kinos selbst bestimmt („ausculter“, das Abhorchen der Welt in Bild und Ton). Wie aber genau ist es um das Verhältnis von Hörbarem und Sichtbarem in Filmarchiven bestellt, und wie transformiert die Arbeit des Öffnens und Zugänglichmachens von Archiven dieses Verhältnis? Wie verändert das Nachklingen der Archive Film- und Mediengeschichte und künstlerische Praxis?

Ein erster Überblick über die Formate des Festivals und seine Höhepunkte findet ihr hier.

 

Symposium

NACHKLINGENDE ARCHIVE: POLITIKEN DES HÖRENS VON FILMEN

Mittwoch, 18. September

09:30: Begrüßung mit Vinzenz Hediger und Stefanie Schulte Strathaus

10.00–11.30: Gespräch, Gerücht, Geräusch: Archive von Kommentar und Klatsch
Erika Balsom spricht über die live kommentierte Vorführung von tonlosem Dokumentarmaterial, das Vibeke Løkkeberg 1973 während des 1. Internationalen Frauenfilm-Seminars im Arsenal drehte. Marc Siegel spricht über Klatsch als produktiver Modus der Wissenszirkulation. Moderation: Petra Löffler

12:00–13:30: Klangkarten der Migration: Dokumentarische Tonarchive
Petna Ndaliko Katondolo spricht über Klangwelten und Trauma. Britta Lange spricht über die historische Latenz kolonialer Tonarchive. Moderation: Laliv Melamed


Donnerstag, 19. September

10.00–11.30: Cinephilie als Sonophilie
Diedrich Diederichsen spricht über Jack Smiths Plattensammlung und Filmperformances.
Pavitra Sundar (Hamilton College) spricht über feministische Zugänge zur Geschichte des Filmtons in Bombay. Moderation: Marc Siegel

12.00–13.30: Archivarbeit als künstlerische Praxis
Künstlerinnengespräch mit Saodat Ismailova, Dana Iskakova und Susanne Sachsse. Moderation: Asja  Makarević


Freitag, 20. September

10:00–11:30: Klingt das richtig? Zur Ethik des Kuratierens von Ton

Matěj Strnad spricht über Fragen des Zugangs zur Filmgeschichte durch Sprache, Ton und Musik. Sonia Campanini spricht über neue Wege der Filmerfahrung durch tonbasierte Kuratierung. Eunice Martins spricht über experimentelle Live-Musik im Kino. Moderation: Heleen Gerritsen

12:00–13:30: Sag mir, was ich sehe: Die Kunst des Filmerzählens als Kunst der Übersetzung
Matthias Krings und Solomon Waliaula sprechen über die Superstars des Live- Kommentars in Kenia. Chalida Uabumrungjit spricht über die Praxis der Live-Vertonung in Thailand. Abigail Mann spricht über Hausa- Synchronfassungen indischer Filme. Moderation: Stefanie Schulte Strathaus


Samstag, 21. September

10.00–11.30: Listen Up and Be Persuaded Archive der Interpellation
Christian Ferencz-Flatz spricht über Ton in Werbefilmen im postsozialistischen Rumänien. Tom Rice spricht über die verlorene Kunst der Präsentation von sogenannten Bildbändern, einem Vorläufer des TikTok-Videos. Moderation: Salma Siddique

12.00–13.30: Klang Material: Archive der Foley-Sound-Praxis
Jonáš Kucharský spricht über das Foley-Archiv im Národní filmový archiv. Simone Nowicki  spricht über die biografische und institutionelle Verortung der Praktiken von Foley-Künstler*innen.
Moderation: Vinzenz Hediger


Sonntag, 22. September

10.00–11.30: Das Wort ergreifen
Fiona Berg spricht über feministische Netzwerke, Festivals und Manifeste. Ahmeed Refaat spricht über das 2. Afro-Asian Film Festival, das 1960 in Kairo stattfand. Moderation: Brigitta Kuster

12:00–13:30: Piratisierte Klänge: Komponieren mit dem Geröll der Geschichte
Tom Simmert spricht über piratische Dynamiken von YouTube-Archiven in der nigerianischen Musikproduktion. Aboubakar Sanogo spricht darüber, wie Hip Hop neu ordnet, was man als die „African Emancipation Library” bezeichnen kann. Moderation: Erica Carter

 

Archival Assembly #3 ist eine Veranstaltung des Arsenal – Institut für Film und Videokunst in Zusammenarbeit mit dem Masterstudiengang „Filmkultur“ der Goethe-Universität Frankfurt und dem Goethe-Institut und silent green, SİNEMA TRANSTOPIA, und migas Hörbar. Archival Assembly #3  wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.


Mittwoch, 18. – Sonntag, 22. September
Kuppelhalle

Eintritt frei, um Anmeldung per Mail wird gebeten: archive(at)arsenal-berlin.de
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