T. Gowdy pres. Trill Scan + Alexandra Grübler
silent green präsentiert
T. Gowdy
Die hier vorgestellte Musik stellt eine Kreuzung zwischen verschiedenen Traditionen der Polyphonie dar, insbesondere der Notre-Dame-Schule aus dem 12. Jahrhundert und dem Frühbarock aus dem 17. Jahrhundert. Die beiden Sprachtypen haben gegensätzliche Ontologien, die einerseits Vorstellungen von Herrschaft und Ordnung widerspiegeln und andererseits ein befreites Zusammenspiel zwischen ausgewählten Tonhöheneinheiten.
In Mysterium Coniunctionis untersucht C. G. Jung eine Reihe von Texten aus der Bibliothek der alchemistischen Klassiker und findet wichtige Parallelen in der Psychologie des Unbewussten mit alchemistischen Prinzipien. Wenn das Ethos der Alchemisten die conjunctio war, die in der Synthese und Trennung der Materie begründet war, dann bleibt Jungs Brücke zum psychischen Bereich kohärent, wenn er schreibt, dass die „polaristische Struktur der Psyche mit allen natürlichen Prozessen gemeinsam ist.“ Natürliche Prozesse sind Energiephänomene, die „ständig aus einem weniger wahrscheinlichen Zustand“ polarer Spannung entstehen, aber der bewusste Verstand zögert gewöhnlich, die Polarität seines eigenen Hintergrunds zu sehen oder zuzugeben, obwohl er gerade von dort seine Energie bezieht“. Im Gegensatz dazu werden die Post-Jungianer*innen Jungs strukturalistische Sichtweise auflösen und vorschlagen, dass die Alchemie eher eine Metapher für unsere eigenen transformativen psychischen Reisen ist, bei denen wir die Schwere der angesammelten Erfahrungen abstreifen und in verfeinerte emotionale Zustände übergehen.
Daraus könnte man schließen, dass Polyphonie und Zwischentonbeziehungen nicht nur Systeme der Kultur sind, sondern dass sie auch aus dem Unbewussten schöpfen, was darauf hindeutet, dass es Formen der Auflösung gibt, die auf Transformation und Spannung beruhen.
Alexandra Grübler
Alexandra Grübler ist eine in Berlin lebende Komponistin, Produzentin, Musikerin und Performerin elektroakustischer Musik. Ihr besonderes Interesse gilt den alchemistischen Eigenschaften und spekulativen Räume der Autonomie in Klang, Intonation und Rhythmus.
Vor allem durch das Soloprojekt Baal & Mortimer setzt ihre künstlerische Praxis eine dialogische Interaktion zwischen verschiedenen bearbeiteten Instrumenten wie Psalter und Dudelsack, Elektronik, akustischen Artefakten und Poetik ein.
Freitag, 21. März
Kuppelhalle
Einlass: 19 Uhr / Beginn: 20 Uhr
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