Hanno Leichtmann: ENTR’ACTES
silent green präsentiert
Eine Klanginstallation für computergesteuertes Player Piano, künstlichen Hall und Delay
Musique d´ameublement
Um 1920 entwickelte der französische Komponist Erik Satie (1866–1925) das Konzept eines musikalischen Dekors, einer Musik wie Mobiliar, einer beiläufig zu hörenden Musik:
„Man muss versuchen, eine musique d‘ameublement zu realisieren, das heißt eine Musik, die Teil der Geräusche der Umgebung ist, die sie einkalkuliert. Ich stelle sie mir melodiös vor, (….) ohne sich aufzudrängen.“ Erik Satie
Satie nahm hiermit viele spätere Realitäten vorweg: die durchgängige Musikbeschallung in Geschäften, die Ambientmusik der 1970er Jahre, aber auch das Konzept der Klanginstallation.
Weiterführend dachte Hanno Leichtmann an die Umkehrung dieses Begriffes:
Ein meuble musical, ein Musikmöbel. Und dass ein Disklavier ja das perfekte Musikmöbel ist: Eines, das sich selbst spielt.
Hanno Leichtmann konzipierte darauf hin eine Klanginstallation, bei der ein MIDI-gesteuertes Klavier seine eigene Version einer musique d´ ameublement performt.
Disklavier
Die Möglichkeiten eines MIDI-gesteuerten Disklaviers sind nahezu unbegrenzt, und es ist zu technischen Leistungen fähig, zu denen selbst die erfahrensten und virtuosesten Pianist*innen nicht in der Lage sind. Sehr viel Musik die für Disklaviere geschrieben wurde, schöpft genau diese virtuosen Parameter aus. Die Kompositionen folgen oft einem Schema des menschlich-nicht-machbaren, zuerst erfunden durch den ikonischen Komponisten Conlon Nancarrow in seinen berühmten Studies for player piano.
Leichtmann interessiert aber weniger die Kompositionsweise eines Conlon Nancarrow, oder ähnlich virtuosen Konzeptionen, sondern im Gegenteil, ihn reizt hierbei vielmehr eine sehr langsame Spielweise, die eigentlich nur sehr wenige Änderungen am Ausgangs-material vornimmt, aber immer gerade so viele, dass es nicht total statisch wird.
Er will mit seinem Konzept also genau ins Gegenteil der out-of-this-world Virtuosität.
Wenige ausgewählte Akkorde und Noten, am untersten Ende der Temposkala.
Und dies ist natürlich eine perfekte Aufgabe für ein selbstspielendes Klavier: es führt – sehr akkurat, ganz ohne Ego – einfach nur (MIDI-) Befehle aus.
Leichtmann plant etwa zehn solcher langsamer, schwebender Klavierstücke zu komponieren, die dann jeweils ca. 7 Minuten laufen sollen bis das nächste Stück beginnt.
„Ich will also eine Musik zu entwickeln, die extrem langsam, schön, hypnotisch und wie eine musikalische Tapete ist, aber eine, die sich immer wieder leicht verändert, so dass man sich auch auf die Musik einlassen kann, wenn man will.“
Desweiteren wird Leichtmann das Disklavier mikrophonieren, und durch ein Frippertronics Setting laufen lassen (Leichtmann verwendet hierfür zwei UHER Tonbandgeräte und ein Mischpult), das aber wie ein Tape-Delay mit sehr langer Laufzeit klingt. Desweiteren wird das Klavier durch einen digitalen Hall geschickt, was der Musik noch eine gewisse Künstlichkeit verleiht. Das gibt der Musik insgesammt noch mehr räumliche Tiefe – aber das Hauptevent bleibt das akustische Disklavier.
Samstag, 12. + Sonntag, 13. April
Kuppelhalle
Öffnungszeiten: 14–20 Uhr
Eintritt frei