Breathing Matter(s): Dreamover with Dion McGregor + Eröffnungsperformance von OJOBOCA

silent green präsentiert


SOFT PRISON
OJOBOCA (D 2025)
Performance
21 Uhr

Vielleicht befindest du dich in einer Situation, in der dich plötzlich der Drang überkommt, aufzutreten – doch es gibt kein Publikum, und du fühlst dich gefangen. SOFT PRISON, ein Werk von OJOBOCA, ist eine kollektive Performance eines Einzelnutzer-Geräts, bei der eine phosphoreszierende 35mm-Diaschau und ein personalisierter Soundtrack die Teilnehmenden durch eine einsame Choreografie führen, in der sie zugleich Performer*in und Zuschauer*in ihrer selbst werden.

Soft Prison – A Home Performance Kit wurde 2021 im Auftrag des European Media Art Festival entwickelt.

OJOBOCA ist ein in Berlin ansässiges Künstlerduo, bestehend aus Anja Dornieden und Juan David González Monroy. Ihre Arbeit basiert auf der Erforschung des Kinos als soziales Ritual und als Werkzeug zur Schaffung kollektiver Erfahrungen. Sie nennen ihre Praxis Orrorismus, den sie als eine simulierte Methode innerer und äußerer Transformation definieren.

Seit 2010 hat OJOBOCA eine Reihe experimenteller Filme, Installationen und Performances geschaffen, die weltweit auf Filmfestivals und in Kunsträumen gezeigt wurden – unter anderem im Museum of the Moving Image, ICA London, Wexner Center for the Arts, Österreichischen Filmmuseum, Anthology Film Archives, Haus der Kulturen der Welt, Kunstverein München, Ullens Center for Contemporary Art, bei der Berlinale, dem International Film Festival Rotterdam und dem New York Film Festival.


Dreamover with Dion McGregor
Kuratiert/ausgewählt von Steve Venright
Listening Session
22 Uhr bis 3.8., 10 Uhr

Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylors somniloquies basiert auf den eigenartigen nächtlichen Tonaufnahmen eines bewusstlosen amerikanischen Songwriters, der vergeblich davon träumte, es am Broadway zu schaffen. Dion McGregors größter Erfolg war der Song Where is the Wonder, gesungen von Barbra Streisand. Doch in die Geschichte ging er als der geschwätzigste Schlafredner ein, der je aufgezeichnet wurde.

In den 1960er Jahren kämpfte McGregor ums Überleben im New York City jener Zeit. Er schlief auf Sofas von Freunden, darunter der Schauspieler Carleton Carpenter und der „Großvater des schwulen Pornos“, Filmemacher Peter De Rome (in dessen Film Mumbo Jumbo er auch mitspielte). Als er schließlich bei seinem Freund und Songwriterkollegen Mike Barr einzog, war dieser erstaunt über das, was andere bereits wussten: McGregor träumte – lautstark und ausufernd – in den frühen Morgenstunden. Über einen Zeitraum von sieben Jahren schlich sich Barr regelmäßig ins Wohnzimmer, wo McGregor auf einem schmalen Einzelbett schlief, und nahm dessen somnambule Erzählungen auf. Diese waren bizarre Konfabulationen – inhaltlich oft absurd und surreal, doch strukturell kohärenter als gewöhnliche Träume. Sie waren bevölkert von existenziellen Fragen, gewaltsamen Auseinandersetzungen, erfundenen Sprachen und Liedern, Wortspielen, schwarzem Humor und Unfassbarem.

McGregors Biograf und Archivar, der in Toronto lebende Dichter Steve Venright, beschreibt seine Träume als „so makaber wie Lautréamont, so dekadent grausam wie de Sade, so komisch absurd wie Jarry, so sinnlich entgleist wie Rimbaud, so exzentrisch erfinderisch wie Roussel und so charmant spleenig wie Baudelaire.“ Mal unbekümmert, mal frech übernahm McGregor in seinen Träumen mehrere Rollen – in Stimmen, die sich stark von seiner eigenen unterschieden.

Als Barr ihm die Aufnahmen vorspielte, war McGregor gleichermaßen erstaunt wie beschämt. Er fragte sich, ob ihm jemand LSD verabreicht habe. „Es ist, als wäre man berühmt dafür, dass man ins Bett macht“, sagte er später.

1964 veröffentlichte Barr eine Auswahl unter dem Titel The Dream World of Dion McGregor als Schallplatte bei Decca Records und als Buch bei Random House. Der Musikproduzent Phil Milstein, ein früher Fan, brachte 1999 ein freizügigeres Album heraus: Dion McGregor Dreams Again. Inzwischen hat Venright zwei weitere Alben auf seinem Label Torpor Vigil veröffentlicht: The Further Somniloquies of Dion McGregor und Dreaming Like Mad with Dion McGregor.

1967 zog Barr nach Los Angeles, McGregor folgte ihm wenig später. Später zog er mit seinem Partner Clement Brace nach Oregon – dort schienen ihn seine Ängste verlassen zu haben, und seine nächtlichen „Emissionen“ versiegten lange vor seinem Tod im Jahr 1994.

Die heutige Dreamover-Nacht mit Dion McGregor, kuratiert von Steve Venright, besteht aus einer 12-stündigen Auswahl bislang unveröffentlichter und ungehörter Traumaufnahmen aus den 1960er Jahren. Geprägt von zärtlicher Empathie ebenso wie von abgründiger Menschenverachtung, kartografieren sie unser schlafendes Selbst – jenseits von Zustimmung und Kontrolle, wie sie unser Tagesbewusstsein prägen. Die Besucher sind eingeladen, die Nacht im silent green zu verbringen, zwischen Schlaf und nächtlicher Traumversenkung zu wandeln und in die Traumwelt von Dion – und ihr eigenes Unbewusstes – hinabzusteigen.

 

Samstag, 2. August
Kuppelhalle
Beginn: 21 Uhr
Tickets