BLACK LAND – Performing Memory

Performance

BLACK LAND ist eine Serie von Performances und Installationen, die den Versuch darstellen, Zeugnisse des Alten Ägypten zu erinnern und das in ihnen gespeicherte Wissen für unsere Gegenwart fruchtbar zu machen. Papyri aus Elephantine, Textfragmente und Objekte verschiedener Herkunft werden zu Zeugen und Akteur*innen gleichermaßen. Welche Geschichten erzählen uns die alten Texte? Wer spricht hier zu wem? Wer erinnert sich? Können wir uns gemeinsam an etwas erinnern, für das es keine Sprache(n) gibt und was bedeutet ihr Wissen heute?

Eine Performing Memory ist eine Bemühung, Traditionslinien in die wenig erschlossene Vergangenheit zu ziehen. Gibt es einen gemeinsamen Grund, auf den wir uns beziehen, wenn wir multiperspektivisch auf die Vergangenheit blicken und uns erinnern? Was verstehen wir heute, in einem Europa am Abgrund, von Ägypten? Dismember Remember.

Schwarzes Land (»Black Land«) war der altägyptische Landesname. Aus dem Hieroglyphischen übertragen, verweist das feminine Wort "Km.t", gelesen "Kemet", auf den schwarzfarbigen, mit Mineralien und Nährstoffen angereicherten Schlamm, den die Nilflut jährlich mit ins Tal brachte. Der bewässerte, durch den Schlamm gedüngte, fruchtbare Boden sicherte die Versorgung und war die Lebensgrundlage der dort ansässigen Menschen. Das Nilwasser und der wertvolle, Leben spendende Boden waren heilig. Die vegetationslosen Wüstengebiete des Landes wurden Descheret (Dšr.t), »Rotes Land« gennant, das der Sonne und den Verstorbenen, die in den dortigen Nekropolen beerdigt wurden, gehörte. Beide "Länder" waren in der Mythologie eng aufeinander bezogen.

Elephantine, die Insel unterhalb des ersten Katarakts in der Region Assuan im Süden des Landes ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung. Aufgrund der geographischen Lage "entsprang" nach altägyptischem Glauben die Nilflut dort. Durch die jährlich im Monat Juli wiederkehrende Nilflut war Elephantine in den mythologischen Vorstellungen ein Ort der Verjüngung. Die hier verehrten Gottheiten Chnum, Satis und ihre Tochter Anukis stehen für Fruchtbarkeit, Neubeginn und Wachstum.

Das Nilwasser ist ein Leben und Tod verbindendes Element in der altägyptischen Mythologie, der Zugang zum Wasser sicherte das Leben. Auch heute, einige Tausend Jahre später, findet ein existenzieller Kampf um Wasser als Ressource statt. Das ökologische Gleichgewicht ist zerstört, während die Gesellschaft(en) weltweit mit Inflation, Hungersnöten und der Zerstörung ihrer Grundlagen kämpfen. Der Tod scheint allgegenwärtig.

Leben und Tod, Weltordnung und Weltende werden in den altägyptischen Texten in ihrer wechselseitigen Bezüglichkeit verhandelt. Sie bringen zwei Zeitformen hervor: die zyklische Zeit der Nilflut, des Sonnenlaufs, der Vegetation (neheh) und die ewige Zeit der Nekropolen (djet).

Die Situation der Nilinsel Elephantine an der Südgrenze Ägyptens ist einmalig, da es keinen anderen Ort gibt, an dem Kulturgeschichte über einen solch langen Zeitraum durch Texte "nachlesbar" ist. Hier wurden tausende Papyri in zehn verschiedenen Sprachen und Schriften gefunden, die eine Zeitspanne von 4000 Jahren abdecken. Im Rahmen des ERC-Projektes ELEPHANTINE werden diese Papyri von Prof. Dr. Verena Lepper und ihrem Team wissenschaftlich aufgearbeitet und finden nun erstmals Eingang in eine künstlerische Bearbeitung, die damit auch den Abschluss des ELEPHANTINE Projektes markiert.

Das Projekt BLACK LAND ist eine interdisziplinäre Performance-Serie und Installation, die in Kooperation mit dem ERC-Projekt ELEPHANTINE des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung, der Staatlichen Museen zu Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) unter der Leitung von Prof. Dr. Verena Lepper sowie dem CTM Festival entstanden ist. Bevor das Projekt im Silent Green präsentiert wird, sind im Juli Aufführungen in der James Simon Galerie mit dem Neuen Museum geplant (21.7.+23.7., Tickets).

Mit: Attila Csihar, Charles Hedger, Anabelle Iratni; Lea Draeger, Kenda Hmeidan, Vera Maria Kremers u.a

Sowie Beiträge von Yara Mekawei und Zorka Wollny, kuratiert von Oliver Baurhenn / CTM Festival

Konzept und Künstlerische Leitung: Elena Sinanina, Szenografie: Inga Aleknavicuite, Kostüme: Karin Merten (Bühnenservice Berlin) nach Entwürfen von Elena Sinanina, Komposition BLACK LAND: Charles Hedger, Attila Csihar, Komposition »Isoldes Transfiguration« nach Richard Wagner: Roman Lemberg, Dramaturgie: Rabelle Ramez Erian, Dramaturgie Outside View: Maria Buzhor, Kuratorische Beratung: Verena Lepper, Gesprächspartner*innen Ägypten: Walaa El Shazly, Kerylos Aziz, Sound-Design: Christopher von Nathusius, Projektmanagement: Anne Diestelkamp, Organisation in Ägypten: Ahmed Adel, Grafikdesign: Ada Favaron

BLACK LAND ist ein Projekt von Elena Sinanina, Attila Csihar und Ensemble, gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, Berlin, in Kooperation mit Verena Lepper / Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), dem CTM Festival und dem silent green. Mit freundlicher Unterstützung des Collegium Hungaricum Berlin, sowie Inga Aleknaviciute mit Zelfo Technology GmbH und der LEIPA Group.

Fotos: Lutz Knospe
 

Freitag, 28. + Samstag, 29. Oktober
Betonhalle
Tickets erhältlich ab 1. September 2022


+++++

Hinweis zum Besuch der Veranstaltung

Seit dem 1. April gelten keine Corona-Beschränkungen mehr. Wir empfehlen aktuell jedoch zu eurem und unserem Schutz noch, auch weiterhin eine Maske während eures Veranstaltungsbesuchs zu tragen und euch vorab zu testen.
Solltet ihr euch krank fühlen, bitten wir euch, Zuhause zu bleiben.