Agnès Varda: Daguerreotypen - Leute aus meiner Straße (Daguerréotypes)

Daguerreotypen - Leute aus meiner Straße Daguerréotypes (Daguerréotypes), Agnès  Varda, 80', Frankreich, ZDF 24.6.1975, Originalfassung mit engl. UT

Aus der Fotografin wurde die Filmemacherin und später die bildende Künstlerin Agnès Varda, doch die Liebe zum Portrait zieht sich durch ihr Gesamtwerk. Oft ging sie nur vor die Haustür, um die Gesichter der Menschen zu studieren, nie aus der Distanz, immer als eine unter ihnen. Den Dokumentarfilm Daguerreotypen widmet sie der Pariser Rue Daguerre: Sie betrachtet die Orte ihres eigenen Alltags, blickt durch die Schaufenster von kleinen Läden und Handwerkern. Sie selbst sagt, sie möchte teilhaben an der Arbeit, aber auch an der Zeit des Wartens auf Kundschaft. Im ZDF-Text heißt es: „Agnès Varda hat mit ihrer Kamera ein filmisches Tagebuch über das Leben ihrer Nachbarn geschrieben. Sie führen das Leben wie aus einem Album mit vergilbten Daguerreotypien.“ Der Film zeigt eine schon 1975 im Verschwinden begriffene Welt, die es heute nicht mehr gibt.

Agnès Varda (1928–2019) war eine bekannte französische Fotografin, Filmemacherin und Künstlerin. Nach ihren beruflichen Anfangsjahren als Foto-Reporterin begann sie 1954 mit der Arbeit an experimentellen Essay-, Spiel- und Dokumentarfilmen. Für Vogelfrei erhielt sie 1985 den Goldenen Löwen in Venedig. Für ihr Lebenswerk wurde sie mit Preisen in Cannes, Locarno, Berlin, dem Europäischen Filmpreis und einem Oscar ausgezeichnet. Ihr Spätwerk als Installationskünstlerin wurde 2022 erstmals in Deutschland im silent green in der Ausstellung Das dritte Leben der Agnès Varda zusammen mit einer Filmreihe im Kino Arsenal gezeigt. Für Das kleine Fernsehspiel entstand 1975 Daguerreotypen.