Chantal Akerman: Briefe von zu Haus (News from Home)
Briefe von zu Haus (News from Home), Chantal Akerman, 85' , Belgien / USA / BRD, ZDF 23.12.1976, engl. Originalfassung
Ein Jahr nach dem Erfolg ihres Films Jeanne Dielman geht Chantal Akerman 1976 nach New York, im Gepäck die Briefe ihrer Mutter, die sie bei einem früheren Aufenthalt erreichten. Zusammen mit der Kamerafrau Babette Mangolte beginnt sie, das Manhattan jenseits der glitzernden Boulevards in streng quadrierten Einstellungen zu erforschen. Über diese Bilder spricht sie die Briefe ein, lässt das Publikum von der Fülle an Sorge und Liebe aus der Heimat bedrängen, die sich doch zunehmend in den Geräuschen der Großstadt verliert. „Bitte erschrecken Sie nicht, was den Stil angeht“, schreibt der Redakteur an die Schauspielerin, die die Texte für das ZDF auf deutsch einsprechen soll, „die Floskelhaftigkeit, die Banalität ist beabsichtigt. Ich wurde von der Regisseurin extra gebeten, dies in der Übersetzung zu bewahren.“
Chantal Akerman (1950–2015) war eine belgische Filmemacherin und Künstlerin, deren experimentelle Spielfilme und dokumentarischen Essays international gezeigt und vielfach ausgezeichnet wurden. Ihr Film Jeanne Dielman, 23, quai du Commerce, 1080 Bruxelles (1975), der im Forum der Berlinale Premiere hatte, gilt heute als eines der wichtigsten Werke der Filmgeschichte. Ebenso im Forum wurde Briefe von zu Haus (1976) gezeigt, Akermans erste Arbeit für Das kleine Fernsehspiel, später kamen Rendevous d’Anna (1978) und eine Folge des feministischen Episodenfilms Sieben Frauen – Sieben Sünden (1987) hinzu. Aus dem Osten (1994) lief ebenfalls im Forum der Berlinale. Werke von Akerman waren auf der Documenta 6 und Documenta 11 zu sehen.