Elfi Mikesch: Ich denke oft an Hawaii

Ich denke oft an Hawaii, Elfi Mikesch, 85', BRD, 2.11.1978, Originalfassung mit engl. UT

Elfi Mikesch schreibt: „Ruth R. ist eine Frau von 42 Jahren. Ihre Kinder Carmen und Tito spielten jeden Tag im Hof. Vor ungefähr einem Jahr fiel mir bei Carmen auf, wie sehr sie sich verändert hatte. Ihr Körper war riesig geworden, ihr Mund aber nicht mitgewachsen. Klein wirkte er im Gesicht mit den großen Augen, stand wie ein Zeichen für Carmens Zurückhaltung und für ihre Sprachlosigkeit.“ Mit ihrem Debütfilm schenkt die Filmemacherin der 16-Jährigen eine Stimme. Die Kamera beobachtet nicht, sondern das Filmen wird mit jeder Einstellung, mit jedem Schnitt selbst zur Sprache. Mikesch arbeitet mit Repetition, wirft plötzlich eine Nahaufnahme ein, vollzieht mit der Kamera den Rhythmus von Carmens Tag nach, deren Sehnsucht nach einer Flucht aus dem kleinbürgerlichen Vorstadtleben schmerzlich spürbar wird.

Elfi Mikesch (*1940) ist eine österreichisch-deutsche Fotografin, Kamerafrau und Regisseurin. Als Kamerafrau arbeitete sie mit Rosa von Praunheim und Werner Schroeter zusammen, später mit Monika Treut. Sie erhielt für ihre Kamerarbeit den Deutschen Kamerapreis und wurde als Regisseurin für ihre Dokumentarfilme mehrfach mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Ihr Regiedebut Ich denke oft an Hawaii (1978) entstand für Das kleine Fernsehspiel und lief im Forum der Berlinale. Für dieselbe Redaktion drehte sie Was soll’n wir denn machen ohne den Tod (1980), ebenfalls im Forum gezeigt, wie auch Zechmeister (1982) und Die blaue Distanz (1983).