Helga Reidemeister: Von wegen Schicksal

Von wegen Schicksal, Helga Reidemeister,122', BRD, ZDF 29.3.1979, Dt. Originalfassung

Ihre zweite intensive filmische Beobachtung widmet die Dokumentaristin Helga Reidemeister 1978 dem Kampf um Selbstbestimmung der 48jährigen Hilfsschneiderin Irene Rakowitz, Mutter von vier Kindern, die sich zur Scheidung von ihrem Ehemann entschließt, um stärker ihren eigenen Träumen und Bedürfnissen nachzugehen. Im Antrag auf Stoffzulassung im ZDF heißt es: „Helga Reidemeisters Filme erklären sich durch ihre Methode; sie berichtet nicht featurehaft nach oberflächlichen Recherchen über Leute, die 'interessant' sind, sondern sie beschreibt Menschen, die sie kennt, mit denen sie lebt.“ Der Film, der die Konflikte in der Familie nicht verschweigt, aber auch nicht ausstellt, erhielt nach seiner Fertigstellung das Prädikat besonders wertvoll, „weil er den Versuch unternimmt, Existenz auseinanderzufaIten, sie zu bezeichnen und zu differenzieren.“

Helga Reidemeister (1940–2021) war eine deutsche Regisseurin, die sich in ihren beobachtenden Dokumentarfilmen zunächst vor allem sozialen und feministischen Themen widmete. Sie wurde mehrfach mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Ihr Debütfilm Der gekaufte Traum (1977) lief im Kleinen Fernsehspiel und im Forum der Berlinale, ein Jahr später drehte sie Von wegen Schicksal (1979) für dieselbe Redaktion. Im Forum wurde Mit starrem Blick aufs Geld (1983) gezeigt.