Jean-Marie Téno: Die Macht der Wörter (Afrique, je te plumerai)

Die Macht der Wörter (Afrique, je te plumerai), Jean-Marie Téno, 88', Kamerun / Frankreich / BRD, 7.4.1992, Originalfassung mit dt. UT

Der Originaltitel Afrika, ich werde dich rupfen trifft den Ton des Films, der so beginnt: „Yaoundé, grausame Stadt. Deinen Kindern, die Freiheit rufen, antwortest du mit Gewehren.“ 1991 kämpfen die Menschen in Kamerun für Demokratie und Pressefreiheit. Eine Zeitung wirft Präsident Biya in einem offenen Brief die Verletzung der Grundrechte, Polizeiwillkür und die massive Ungleichheit zwischen arm und reich vor. Anlass für den Filmemacher, einen Film über die geschriebene Geschichte Kameruns zu machen. Wo sind die Geschichtsbücher aus afrikanischer Sicht? Aus Archivmaterial, dokumentarischen und inszenierten Beobachtungen, mit einem scharfen, teils sarkastischen Kommentar, komponiert Téno ein Kunstwerk, das die Geschichte der Kolonialisierung aus Sicht der Kolonisierten erzählt. Ein Film, der 30 Jahre später noch trifft. Und Präsident Biya regiert immer noch in Kamerun.

Jean-Marie Téno (*1954) ist ein kamerunischer Filmemacher, Künstler und Filmkritiker, der sich in vielen seiner Werke mit der Kolonialgeschichte und deren Folgen in seinem Heimatland auseinandersetzt. Er lebt in Frankreich, Kamerun und den USA. Seine Filme und Installationen liefen auf Filmfestivals in aller Welt und wurden bei der Documenta 11 ausgestellt. Für Das kleine Fernsehspiel entstand Die Macht der Wörter (1992). Im Forum der Berlinale wurden Chef! (1999) und Ferien in der Heimat (2000) gezeigt.