Mani Kaul: Die tausend Gesichter der Wüste (The Desert of a Thousand Lines)
Die tausend Gesichter der Wüste (The Desert of a Thousand Lines), Mani Kaul, 69', Indien / BRD, ZDF 5.11.1981, Originalfassung mit dt. UT
In Indien entwickelt sich wie in den USA neben dem Studiosystem ein unabhängiges künstlerisches Kino. 1973 dreht der Regisseur Mani Kaul den Spielfilm Duvidha in der Wüstenregion Rajasthans. Sieben Jahre später kehrt er zurück, um einen Dokumentarfilm zu machen. Es ist seine Absicht, die Wüste als „environment“ und nicht als illustratives oder exotisches Bild zu zeigen. Ein Kuhhirte, der 4000 wilde Kühe, die wie Hunde auf jeden Fremden losgehen, mit seinem Lockruf zusammentreibt. Ein Kamelhirte, der jedes seiner Tiere an den Spuren erkennt. Kaul zeigt die Wüste als Ökosystem, um „ihr lebendiges Gesicht zu porträtieren“, so der Pressetext des ZDF. „In Jahrtausenden haben sich tiefe Züge in dieses Gesicht gegraben, und es hat sich eine Sprache entwickelt unter Menschen und Tieren, die aufeinander angewiesen sind, um zu überleben.“
Mani Kaul (1944–2011) war ein bekannter indischer Regisseur und Vertreter des unabhängigen indischen Films. Seine Dokumentar- und Spielfilme wurden in Indien und international vielfach ausgezeichnet, darunter mehrfach mit dem National Film Award. Er war regelmäßig mit seinen Filmen zu Gast im Forum der Berlinale, so u.a. mit Duvidha (1975), Gashiram Kotwal (1978), Dhrupad (1984) und Mati Manas (1986). Für Das kleine Fernsehspiel entstand der essayistische Dokumentarfilm Die tausend Gesichter der Wüste (1981).