Madonnen, Maria Speth,115', Schweiz / Belgien / Deutschland, ZDF 27.7.2009, Originalfassung mit dt. UT

„Jeder scheint zu wissen, was eine Mutter darf und was nicht“, schreibt Maria Speth über ihren Film. „Und die Verletzung dieser Rollenerwartungen wird mit massiven moralischen Sanktionen belegt – im Gegensatz zu den Rollenverletzungen der Väter.“ Mit Rita, verstörend perfekt in Szene gesetzt von Sandra Hüller, erschafft die Regisseurin eine Figur, die intuitiv gegen jegliche christliche Vorstellung einer Madonna mit Kind verstößt. Eine Frau, die, wie einen Vorwurf gegen ihre eigene Mutter, ein Kind nach dem anderen auf die Welt bringt, und die wiederum selbst mit einer heranwachsenden Tochter konfrontiert ist. Als Rita schließlich fast so etwas wie ein glückliches Familienleben gefunden hat, reagiert sie – wieder einmal – mit Flucht. Das Besondere an Speths Film ist, dass er keine Antworten sucht, sondern das Hinsehen aushält.

Maria Speth (*1967) ist eine deutsche Regisseurin und Autorin. Sie drehte sowohl Spielfilme als auch Dokumentarfilme, die erfolgreich im In- und Ausland liefen und vielfach ausgezeichnet wurden. U.a. erhielt sie den Silbernen Bären der Berlinale, den Deutschen Filmpreis und den Deutschen Dokumentarfilmpreis für Herr Bachmann und seine Klasse (2021). Mit dem Kleinen Fernsehspiel entstanden die Spielfilme In den Tag hinein (2002), Madonnen (2009) und Töchter (2015), von denen die beiden letzteren auch im Forum der Berlinale liefen, sowie der Dokumentarfilm 9 Leben (2012).