Merzak Allouache: Bab el-Oued City
Bab el-Oued City, Merzak Allouache, 91', Frankreich / Algerien / Deutschland / Schweiz, ZDF 13.6.1994, Originalfassung mit dt. UT
Als Merzak Allouache 1993 im Viertel Bab El Oued von Algier einen Film dreht, steht Algerien am Beginn eines dunklen Jahrzehnts, in dem der staatliche Geheimdienst und fundamental-islamische Gruppen sich auf Kosten der Zivilbevölkerung einen erbitterten Krieg liefern. Dennoch wirft Allouache in der Geschichte vom Bäcker Boualem, der den Lautsprecher des Muezzin herausreißt und im Meer versenkt, weil er nicht schlafen kann, einen genauen Blick auf das Viertel, in dem er geboren wurde. Boualem wird gnadenlos von Fundamentalisten gejagt, ebenso wie der Regisseur kurz darauf wieder nach Frankreich fliehen muss. Und doch nimmt er sich Zeit, seine Figuren liebevoll und komplex zu erzählen. „Damit zeigt der unter prekären Bedingungen gedrehte Film Ursachen für die politisch verfahrene Situation in Algerien auf“, heißt es im Verleihtext, „und damit erfährt nicht zuletzt die einseitig auf die Gefährlichkeit des Islam abhebende Berichterstattung vieler Massenmedien eine wichtige Korrektur.“
Merzak Allouache (*1944) gehört zu den bekanntesten Filmemachern Algeriens nach der Unabhängigkeit. Die Zeitschrift Variety wählte ihn 2013 zum Middle East Filmmaker of the Year. Seine Spielfilme, die zum großen Teil in Algerien und Nordafrika gedreht wurden, liefen in Berlin, Cannes und Venedig und wurden mehrfach ausgezeichnet. Mit dem Kleinen Fernsehspiel drehte er schon seinen Debütfilm Omar Gatlato (1978) und später Bab el-Oued City (1994), wonach er aufgrund der politischen Situation in Algerien zeitweise in Frankreich leben und arbeiten musste.