Raoul Peck: New York ist nicht Haiti (Haitian Corner)
New York ist nicht Haiti (Haitian Corner), Raoul Peck, 98', USA / BRD, ZDF 11.10.1988, Originalfassung mit engl. UT
Der Dichter Joseph lebt nach seiner Flucht aus Haiti seit sieben Jahren im Exil in New York. Er hat Arbeit, seine Familie, eine eigene Radiostation der haitianischen Community veröffentlicht seine Gedichte. Eines Tages glaubt Joseph, einen seiner Folterer aus dem Gefängnis wiederzuerkennen. Das Bedürfnis nach Rache bestimmt nach und nach sein gesamtes Leben. Trauma, Zeugenschaft und Exil sind die großen Themen dieses Frühwerks von Raoul Peck aus dem Jahr 1988, das an Originalschauplätzen in Brooklyn entsteht, wo viele Einwanderer aus Haiti leben. Der Regisseur im Interview: „Folter, überhaupt Gewalt darzustellen, ist sehr schwierig, weil man an die Bilder gewöhnt ist. Es ging mir nicht vorrangig um physische Gewalt, sondern um die Demütigung, um diesen langsamen Prozess der Zerbrechung.“
Raoul Peck (*1953) ist ein bekannter haitianischer Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und früherer Kulturminister von Haiti. Er studierte in Berlin und lebt heute in Frankreich, Haiti und den USA. Seine Dokumentar- und Spielfilme liefen in Locarno, Berlin, Cannes und Toronto und wurden vielfach ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm I Am Not Your Negro erhielt 2017 eine Oscar-Nominierung. Mit dem Kleinen Fernsehspiel entstand der Spielfilm Haitian Corner / New York ist nicht Haiti (1988), der auch im Forum der Berlinale gezeigt wurde.