Sohrab Shahid Saless: Empfänger unbekannt
Empfänger unbekannt, Sohrab Shahid Salesss, 80', BRD, ZDF 23.6.1983, Dt. Originalfassung mit engl. UT
Eine Frau verlässt mit dem Beginn der Wirtschaftskrise in der BRD ihr gut situiertes Zuhause, Mann und zwei Kinder, um mit einem Architekten türkischer Herkunft zu leben. Durch ihn erlebt sie zum ersten Mal Diskriminierung und Rassismus, die zu Beginn der Ära Kohl, mit dem Ende des Aufschwungs und dem Anwerbestopp für Gastarbeiter, wie eine Welle durchs Land schwappen. In Briefen der Eheleute wird deutlich, dass nicht der Fremde Auslöser ihrer Ehekrise ist, sondern die Verhältnisse, in denen sie leben. Der Regisseur schreibt 1982: „Es hilft weder den Ausländern noch den Bürgern dieses Landes, um Verständnis zu betteln und die Tatsachen zu verschweigen. Jede Tatsache beruht auf einer Ursache. Die Ursache des heutigen Ausländer-Problems ist meines Erachtens in der Geschichte der Bundesrepublik zu suchen.“
Sohrab Shahid Saless (1944–1998) war ein iranischer Regisseur, dessen Frühwerk im Iran viele Dokumentarfilme und erste preisgekrönte Spielfilme umfasst. Im Exil in Deutschland entstanden weitere 13 Filme, die u.a. in Berlin, Cannes und auf der Documenta 6 gezeigt und ausgezeichnet wurden. Für Das kleine Fernsehspiel drehte Saless Reifezeit (1976) und Empfänger unbekannt (1983), der auch im Forum der Berlinale lief, ebenso wie Ein einfaches Ereignis (1973). Ordnung (1980) kam 2023 in der Reihe Fiktionsbescheinigung des Forums auf der Berlinale 2023 zur Wiederaufführung.