Stephen Dwoskin: Behindert
Behindert, Stephen Dwoskin, 94' , BRD / UK, ZDF 11.6.1974, Dt. Originalfassung
Der amerikanische Filmessayist Stephen Dwoskin experimentierte häufig mit dem Motiv des filmischen Tagebuches, in dem die tragbare 16mm-Kamera zu seinem künstlerischen Ausdrucksmittel wurde. In Behindert erzählt der mit neun Jahren an Kinderlähmung erkrankte Filmemacher radikal subjektiv, in eindringlichen Bildern von seiner Beziehung zu der Schauspielerin Carola Regnier. „Dwoskin verleiht der Kamera eine eigene Biografie, eine (sexuelle) Identität, was uns das Medium Film auf eine verstörende Art und Weise nahe bringt“, heißt es im Programm des Arsenal, das seine Filme unter dem Titel Kino der Intimität zeigte. Wie weit Dwoskin nicht nur filmisch, sondern auch gesellschaftspolitisch seiner Zeit voraus war, zeigt die Verleihung des Goldenen Bären an Adina Pintilies Touch Me Not (2018).
Stephen Dwoskin (1939–2012) war ein amerikanischer Filmessayist, der seine ersten Filme in der New Yorker Underground-Szene drehte, bevor er nach London zog und dort 1967 die bekannte London Film-Makers‘ Coop mitbegründete. In vielen seiner experimentellen Filmwerke thematisierte er seine durch eine Polioerkrankung im Kindesalter eingeschränkte Bewegungsfähigkeit. Dwoskin lebte und arbeitete immer wieder in Deutschland. Seine Filme wurden weltweit auf Festivals wie Cannes, Locarno, Rotterdam und Oberhausen gezeigt und ausgezeichnet. Für Das kleine Fernsehspiel entstanden Behindert (1974), Stiller Schrei (1977) und Das Innere Bloß (1981). Im Forum der Berlinale liefen Central Bazaar (1976) und Ascolta! (2009).