Was anderes machen (The Home and the Movie) | Maria Speth: Madonnen
silent green präsentiert
Mit dem Festival Was anderes machen (The Home and the Movie) nimmt das silent green 2023 mit einer Ausstellung, Veranstaltungen und einem Symposium das Archiv der ZDF Redaktion Das kleine Fernsehspiel zum Ausgangspunkt für eine historische Rückschau, Zustandsbeschreibung und die Frage nach der Zukunft des Autor*innenfilms. Dabei werden zum 60. Jahrestag der ZDF-Redaktion und des Arsenal-Archivs Fernseh- und Filmkulturerbe erstmals zusammen gedacht.
Madonnen, Maria Speth, Deutschland/Belgien/Schweiz 2007, 125'
Rita ist mit ihrem Säugling nach Belgien geflohen, weil in Deutschland wegen Diebstahls und anderer Delikte nach ihr gefahndet wird. Sie versucht, ihren leiblichen Vater zu finden, den sie nie kennen gelernt hat. Dieser lebt jedoch mit Frau und Kindern. Das Auftauchen Ritas führt zu familiären Komplikationen. Sie wird schließlich von der belgischen Polizei verhaftet und nach Deutschland abgeschoben. Dort verbüßt sie eine längere Gefängnisstrafe. Die anderen vier Kinder Ritas leben in dieser Zeit bei Ritas Mutter Isabella. Diese betreibt ein Restaurant und hat wenig Zeit, sich um die Kinder zu kümmern. Fanny, die Älteste, muss dabei die Verantwortung für ihre Geschwister übernehmen.
Nach Ritas Entlassung aus dem Gefängnis holt sie ihre Kinder wieder zu sich. Gegen den Willen ihrer Mutter Isabella. Mit Unterstützung Marcs – eines in Deutschland stationierten US-Soldaten – entwickelt sich fast so etwas wie normales Familienleben. Doch Rita scheint Marcs Gefühlen nicht zu trauen. Sie beginnt, ihr früheres Leben wieder aufzunehmen: Kontakte zu anderen Männern, kleine Diebstähle mit einer Freundin. Als Marc wieder in die USA versetzt werden soll, geraten die Dinge aus dem Gleichgewicht.
Der Film entfaltet Schicht für Schicht das Porträt einer Frau, die behauptet, dass ihre Mutter nie eine Mutter für sie war. Die dann aber selbst Kind auf Kind zur Welt bringt, diese ihrer eigenen Mutter unterschiebt und sie so in eine Rolle zwingt, die sie ihr verweigert hat. So reflektieren sich in Ritas Geschichte die Schicksale der vorangegangenen und folgenden Generation. Und man fragt sich, ob Ritas älteste Tochter auch irgendwann über sie sagen wird: „Für mich war sie nie eine Mutter.“
"Jeder scheint zu wissen, was eine Mutter darf und was nicht. Und die Verletzung dieser Rollenerwartungen wird mit massiven moralischen Sanktionen belegt – im Gegensatz zu den Rollenverletzungen der Väter. Die gesellschaftliche Wirklichkeit ist aber voll von Müttern,die ihre Rolle nicht so erfüllen, wie es von ihnen erwartet wird. Das war mein Ausgangspunkt. Mein Ziel war es, nicht einen sozialen Prototypen, sondern eine konkrete, singuläre Person zu beschreiben; eine Frau, die behauptet, dass ihre Mutter nie eine Mutter für sie war; die dann aber selbst Kind auf Kind zur Welt bringt, diese ihrer eigenen Mutter unterschiebt und sie so in eine Rolle zwingt, die diese ihr verweigert hat. Ich wollte, dass sich in Ritas Geschichte die Schicksale der vorangegangenen und folgenden Generation reflektieren. Und die Frage stellen, ob Ritas älteste Tochter auch irgendwann über sie sagen wird: “Für mich war sie nie eine Mutter“." Maria Speth
In Anwesenheit von Maria Speth
Filmvorführung mit Gespräch
Donnerstag, 28. September
Beginn: 20 Uhr
Kino Arsenal
Tickets
Was anderes machen (The Home and the Movie) ist ein Projekt der silent green Film Feld Forschung gGmbH in Kooperation mit dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst und der Filmwissenschaft/Mediendramaturgie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mit freundlicher Unterstützung der ZDF-Redaktion Das Kleine Fernsehspiel. Gefördert durch die Deutsche Klassenlotterie Berlin. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.