radioPHØNIX
Radio ist ein großer globaler elektronischer Organismus, ein Gebilde aus Lautsprechern, Mikrofonen, Sendern und Empfängern – ein Mega-Instrument zum Spielen. Das ist radioPHØNIX.
Es gibt Informationen, Worte und Töne, aber es gibt auch – auf einer weitaus fundamentaleren Ebene – Wellen, Frequenzen, Signale und Geräusche. Was passiert, wenn wir jeden Aspekt dieses sozio-technischen Komplexes namens Radio als Instrument, als Ausdrucksmittel, als Spielzeug betrachten, mit dem wir spielen können, anstatt uns seinen traditionellen Funktionen zu widmen? Was passiert, wenn wir den nun schon hundert Jahre alten Apparat mit Strategien der Neuinterpretation angreifen und ihm neue Bedeutungen geben?
radioPHØNIX ist eine Serie radiophoner Klangskulpturen von Timo Kreuser & PHØNIX16 zusammen mit Radiostationen weltweit. Für den Workshop sind Organisationen, Künstler*innen und die Öffentlichkeit eingeladen, gemeinsam mit Radio und Klang zu experimentieren, Konzepte auszutauschen und Material für künftige Public Listening Events zu produzieren.
Programm:
17.30–18.10 Uhr PAULINE
19–19.40 Uhr PAULINE
20–20.40 Uhr IVO
21–21.40 Uhr PAULINE
PAULINE ist eine geräuschbasierte radiophone Live-Meditation.
IVO ist eine radioPHØNIX-Klangskulptur aus 48 Spuren, jede Spur als Signal einer Radiostation empfangen und in eine fluide radiophone Erfahrung montiert. Für radioPHØNIX übertragen 24 (Piraten-)Radiostationen auf ihren Stereofrequenzen jeweils zwei isolierte Spuren einer Komposition. In improvisierten Listening Sessions werden die Signale empfangen und in eine flüchtige Multikanal-Klanginstallation verwandelt. Durch Störgeräusche, Aussetzer und Verzögerungen drängt sich die Technik selbst immer wieder in den Vordergrund der Live-Remix-Improvisationen. Da dem Sender selbst nur ein Bruchteil der Informationen zur Verfügung steht, verlässt er seine hegemoniale Position als Informationszentrum. Die Definitionsmacht der akustischen Botschaft liegt beim Empfänger.
Über PHØNIX16
PHØNIX16 ist ein Paradoxon: ein Kollektiv von Individuen, die das Phänomen der Stimme als primäres Instrument, aber auch als Träger sozialer, politischer und kultureller Ausdrucksformen sowie als Kommunikationsmittel erforschen. PHØNIX16 bedient sich unterschiedlicher Forschungsquellen und realisiert seine Performances in verschiedenen Formaten, darunter Experimentalfilme, Installationen und Happenings. Das Kollektiv scheut sich nicht, Einflüsse von Folklore über elektronische und aktuelle Musik bis hin zu Death Metal einzubeziehen. Auf diese Weise wird die gewohnte Art des Hörens ständig in Frage gestellt und erweitert. Das Solist*innenensemble wurde 2012 in Berlin gegründet.
Über Timo Kreuser
„eine arbeit ist zeit, ist phänomen, ist prozess, ist bewegung, ist gemeinschaft, ist zustand, ist virus – aber keine utopie!
sie ist real. was nicht bedeutet, dass sie an einem anderen ort oder zu einer anderen zeit auch real ist. aber was ist dann realität? wie können wir etwas als real oder nicht real wahrnehmen? welche bedingungen bestimmen unsere wahrnehmung?“ Seit über zehn Jahren produziert Timo Kreuser mit und ohne PHØNIX16 und anderen gleichgesinnten Partner*innen Zeitobjekte, Aufnahmen, Filme und Performances. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich eingehend mit den Bedingungen von Wahrnehmung und dem Einfluss von Raum und Zeit.
Über Sophie Emilie Beha
In Zusammenarbeit mit PHØNIX16 konzipiert Sophie Emilie Beha als Dramaturgin Projekte zu urbaner Aktionskunst, Grenzräumen und Verschwörungstheorien. Zudem ist sie Autorin und Komponistin transmedialer Projekte. Als Mitgründerin des interdisziplinären Festivals guterstoff glaubt sie an gegenseitiges Vertrauen und Gemeinschaft sowie an das Kuratieren von Menschen. Außerdem arbeitet sie als multimediale Musikjournalistin für Radio, Internet, Magazine, Künstler*innen und Festivals. Für das Forschungsprojekt Outernational beschäftigt sie sich mit der Frage „Wie kann eine diverse, zeitgenössische Musik klingen?“ Eine Förderung erhielt sie von NICA artist development, wurde für den Preis für deutschen Jazzjournalismus nominiert und gewann das Karl-Sczuka-Recherchestipendium als Mitglied des experimentellen Vokalensembles Γλωσσα.
Über Goh Lee Kwang
Goh Lee Kwang verbringt bereits fast 20 Jahre damit, Musik zu produzieren, die sich jeglicher Beschreibung oder Kategorisierung entzieht. Seine Werke umfassen ein breites Spektrum an avant-garde Musik, Elektronik, Field Recordings und mehr. Goh Lee Kwang lebt in Kuala Lumpur.
Über Elise Luong
Elise Luong ist Franzöisch-Vietnamesisch-Australierin und Mitgründerin von Undecided Productions. Von ihrer Geburtsstadt Melbourne zog sie nach Belgien, wo sie einen BFA in Fotografie und Videokunst absolvierte. Seit 2016 lebt und arbeitet sie als Kunstmanagerin, Autorin, Veranstaltungsorganisatorin und Kommunikationsdesignerin in Hanoi.
Über Tengal Drilon
Tengal ist Komponist, Medienkünstler und kultureller Impulsgeber, er beschäftigt sich mit forschungsbasierter Produktion. Seit 2005 hat er verschiedene Projekte in Manila und ganz Südostasien initiiert, insbesondere die Kunstorganisation SABAW Media Art Kitchen mit Spezialisierung auf Klang- und Medienkunst. 2008 rief er das erste internationale Medienkunstfestival und -symposium der Philippinen ins Leben, das WSK Festival of the Recently Possible. Von 2017 bis 2018 kuratierte Tengal Ausstellungen beim Festival MeCA | Media Culture in Asia, Tokio. Ebenso war Tengal Mitgestalter der internationalen Plattform NUSASONIC, welche Klang- und Musikkulturen in Südostasien erforscht. In Berlin war er als Kurator am Art Laboratory und für freie Projekte tätig.
Donnerstag, 29. Februar
Kuppelhalle
Eintritt: 5€ an der Abendkasse
Künstlerische Leitung: Timo Kreuser
Dramaturgie: Sophie Emilie Beha
Klang: Carlo Grippa, Goh Lee Kwang, Anne Taegert, Ecki Güther, Timo Kreuser
Produktion: Helena Boysen, Paul Timo Kaemmerer, Elise Luong
PHØNIX16: Carrie Anne Winter, Kanae Mizobuchi, Veronika Böhle, Marisol Jiménez, Michael Taylor, Andrew Munn, Oskar Koziolek
Gefördert von Hauptstadtkulturfonds